Plötzlich war es wieder leer und ruhig auf dem Schiff. Und so sehr wir das Alleinsein auch genossen, so vermissten wir unsere Gäste doch sehr. Kein Bruder mehr der das Geschirr wäscht. Keine Schwägerin mehr und ihre wunderbaren Kochkünste. Keine herumtollende Rasselbande…!
Wir waren so verwöhnt worden von unserer Köchin, dass wir uns nicht einigen konnten wer von jetzt an kochen sollte. Und so gingen wir im Hafenrestaurant essen. Und von dort hatten wir eine schöne Aussicht auf die vom Regen sauber gewaschenen Marina und auf unsere gut versteckte AnnaSophie.
Am Nachmittag machten wir uns zu Fuss auf die Suche nach einem Supermarkt. Dieser lag im Zentrum des erhöht gelegenen Städtchens. Von dort aus konnte man gut die schön und sicher gelegene Marina überblicken. Aber abgesehen von der Aussicht hatte Nynäshamn nicht viel zu bieten.
Auf dem Heimweg entdeckten wir ein hübsches Café in der im Schwedischen Stil gestalteten Marina-Shops und genehmigten uns noch was Erfrischendes. Besonders die wunderschöne Rökeriet hatte es uns wieder einmal angetan, wo wir uns mit glänzenden Augen mit friske Fiske, usw. eindeckten.
Beim zurückschlendern zum Schiff kamen wir auch an diesen Hüttchen vorbei, in denen Schwedische Handwerkssachen verkauft wurden. Besonders das schöne graue Schaffell hatte es mir angetan…! Sollte ich, sollte ich nicht!? War schon sauteuer, das Teil. Wir diskutierten hin- und her und auf- und ab.
Am nächsten Tag schlich ich mich halt, geschlagen vom eigenen Kaufrausch (der lässt sich offenbar nicht ausschlafen), zu dem kleinen Laden und erstand das Teil. Nun schmückte es das Sofa im Salon und hatte sich schon bestens in’s Bootinterieur eingelebt.
Kurz nachdem das schöne Fell drapiert war, legten wir ab. Ab jetzt hatten wir ja Zeit und darum sollte der erste Schlag nicht so arg werden. Und so liessen wir uns vom vorderen Segel so quasi auf die andere Seite ziehen, zur Insel Rånö.
Dort in einer bezaubernden Bucht warfen wir Anker und uns sogleich in die Fluten.
Als ich mit Seppi die Bucht erkundete, entdeckte ich weitere versteckte Nischen und Ankerplätze. Obwohl es ja Hochsaison war, hatte es für alle genügend Platz und jeder konnte sich in seiner eigenen Nische verschlaufen, ohne dem Nachbarn zu nahe zu kommen. Herrlich!
Tags darauf machten wir uns auf den Weg nach Saltsjöbaden, einem Kurort vor den Toren Stockholm. Das Wetter war fantastisch und versprach Segelspass vom Feinsten. Und das war es dann auch! Über mit Unterwasserfelsen gespickte Weiten…
…und engste Passagen mit viel Verkehr konnten wir so richtig das Kielschwein raus lassen und als wir in Saltsjöbaden ankamen, hatten wir 50 !! Wenden hingelegt!
Saltsjöbaden war nicht wirklich das was wir erwartet hatten. Kein wuseliger Schickmicki-Ort à la St. Tropez. Eher schien dieser Ort noch die letzten Blutstropfen von ehemaligem Glanz zu saugen. So wollten wir uns zum Beispiel unseren Anleger auf der Terrasse des schönen Jugendstil-Hotels genehmigen.
In freudiger Erwartung einer Hotelbar mit internationalem Flair und bunten Schirmchen-Drinks liefen wir um die ganze Bucht herum, nur um festzustellen dass dieses “Hotel” nicht mal über ein Restaurant verfügte, geschweige denn eine Bar!
Also alles wieder zurück und hinein in die kleine Hafenbar, wo wir noch etwas zu trinken bekamen. Und trotz schönstem Sonnenuntergang schloss auch diese Bar schon bald ihre Gartenstühle zu. Den Absacker gab’s dann an der Hausbar von AnnaSophie.
Da für den nächsten Tag Sturm und Regen angesagt waren, entschieden wir uns, einen Hafentag einzulegen. Genug zu tun gab es ja immer. Der Boden musste wieder mal sauber gemacht und das Logbuch musste nachgeführt werden. Krimi’s mussten gelesen werden, etc.
Als wir uns am nächsten Tag wieder auf den Weg machten, zeigte sich das Wetter wieder von der besten Seite. Offenbar waren wir nicht die einzigen, die die Segel gestrichen hatten wegen des schlechten Wetters! Ein richtiges Schaulaufen von wunderschönen Schärenkreuzern und alten Traditionsschiffen war hier im Gange.
Unser neues Ziel war die Insel Fjärdlång. Für das nervenaufreibende Einfahren in die Bucht wurden wir voll entschädigt! Wir fanden in der hintersten Ecke der Bucht ein schönes Plätzchen und warfen wiederum Anker…
…und schielten neidisch zu den Schwedischen Seglern hinüber, die mit Vollgas in die Bucht einfuhren, den Heckanker scheinbar wahllos über Bord warfen, auf einen der Felsen zudonnerten, kurz abbremsten, ein Crewmitglied auf den Felsen sprang und innert Minuten das Boot fest vertäut hatten. Ouf…!
Nach einiger Zeit war der Felsen voll belegt und die Party konnte beginnen. Jaja, das könnten wir auch wenn wir wollten.
Und wieder war es an der Zeit, sich ein wenig sportlich zu betätigen. Schwimmen war angesagt. Und Schweden-Himmel gucken.
Aber Feiern machte offenbar müde und so war es schon bald totenstill in der Bucht und wir sassen im Cockpit und genossen…einfach Alles! Hier wollten wir mal eine Zeit lang bleiben!
Am nächsten Tag gingen wir auf Wanderschaft. Wir hatten am Ufer einen Wegweiser entdeckt und folgten den verschlungenen Pfaden bis zur Fährenstation der Insel. Diese Insel war offenbar ein beliebtes Ausflugsziel der Schweden.
Wir entdeckten auch dieses hübsche Café, das in einem Schuppen eingerichtet war und wahrscheinlich nur im Sommer geöffnet war. Es gab hausgemachten Kuchen und Kaffee, mmm lecker!
Auf dem Weg zurück zur Ankerbucht entdeckten wir dann noch Eierschwämme und einige Blaubeeren. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Schnell auf’s Boot zurück und mit ein paar Tupper wieder zurück zu der Stelle, wo wir die Gefässe schnell voll hatten.
An diesem Abend gab es ein feines Pilzragout, zubereitet vom Skipper persönlich!
Ach Schweden, du hast es uns angetan!
Nur ungern verliessen wir unser neu gefundenes Paradies. Aber wir mussten weiter. Max musste wieder einmal geschäftlich in die Schweiz zurück. Und ich musste in der Zwischenzeit auf AnnaSophie aufpassen. Wir hatten Trosa als Ausgangspunkt auserkoren. Aber bis dorthin war es knifflig.
Die unschuldige Meeresoberfläche verbarg viele böse Überraschungen. Und manch bizarre Felsformation konnten wir auch über Wasser bestaunen. Aber mit viel Aufmerksamkeit schafften wir es durch die tückischen Gewässer bis an unser nächstes Ziel.
Wir schlängelten uns durch die Schären und kamen auch an Plätzen vorbei, die wir schon mit der Familie meines Bruders passiert hatten. Aber wir waren ja langsam Schären-Profis und schafften die Passagen ohne Probleme.
In einer der Buchten der Insel Fifång warfen wir Anker. Wieder waren wir an einem wunderschönen Ort gelandet.
Da es nicht mehr weit war bis Trosa nahmen wir uns die Zeit um die Insel genauer zu inspizieren. Fifång stand unter Naturschutz und war ein kleiner Juwel und Natur pur. Aber wir mussten weiter. Max hatte seinen Flug schon gebucht und seine Meetings schon geplant, seufz!
Auch der Weg nach Trosa war wieder knifflig und die Wassertiefe in der Marina war Grenzwertig für uns. Aber wir pflügten uns durch den Schlick an den uns zugewiesenen Platz.
Yep! Hier liess es sich aushalten. Wenn nötig, sogar für immer!!