In der letzten Zeit wurden wir oft gefragt, wieso wir eine Yacht von einer Marke gekauft haben, die eigentlich niemand kennt. Na, dann erzähle ich hier doch mal die Geschichte.
Max und ich haben jahrelang gechartert, Max sogar länger als ich. Fünfzehn Jahre lang haben wir jedes Jahr ein- bis zweimal irgendwo ein Boot gechartert für uns und unsere Freunde. Manchmal waren wir auch allein unterwegs. Dann gab’s einfach ein kleineres Boot. Und wer schon mal gechartert hat weiss, was einen da manchmal erwartet…
Von ganz passablen neuwertigen Joghurtbechern, deren Ausdünstung von Lösungsmitteln einem ein einwöchiges High verschaffen bis hin zum vermoderten Halbwrack, das man in besserem Zustand wieder zurückgibt als man es übernommen hat. Manche waren schnittige schnelle kleine Flitzer, die man aber nach einer Woche gebücktem herumkriechens im Salon gerne wieder zurück gab.
Manche Boote waren komfortable Condos mit einem Bewuchs wie ein Tannenwald, der selbst ein Torpedo zum Stillstand gebracht hätte. Manchmal war die Kombüse Backbords, manchmal Steuerbords, mal Hinten, mal in eine Ecke gequetscht. Manche Nasszellen waren nur mit Atemschutz erträglich, manche so klein, dass man mit dem Hintern voran rein musste, weil umdrehen drinnen technisch nicht machbar war. Wir hatten verklemmte, ausgelutschte, zerrissene und wieder zusammengeflickte Grossegel.
Wir haben viele tolle Ideen clever umgesetzt gesehen und über viele unbrauchbare Details Tagelang den Kopf geschüttelt. Kurz gesagt, jedes Boot war anders. Vieles ist aber irgendwie im Kopf hängen geblieben über all die Zeit und irgendwann hat sich wahrscheinlich in unseren Hinterköpfen ein ideales Boot gebildet, wenn auch nur als diffuse Vision. Denn den Traum von einem eigenen Boot hatten wir noch nicht einmal begonnen zu träumen.
Oder doch?
Eines war jedenfalls schon lange gewiss. Segeln war unsere Leidenschaft und von Jahr zu Jahr wuchs diese Leidenschaft und wurde für uns zum beherrschenden Thema. Zeitschriften wurden abonniert, Ausbildungen absolviert, Messen besucht. Der Besuch der Bootsmesse in Düsseldorf hatte es uns besonders angetan, er wurde für uns zum alljährlichen Ritual. Und selbstverständlich machte es viel Spass, an der Messe all diese tollen Boote zu bestaunen und auszukundschaften und ordentlich zu kritisieren. Mit der Zeit kannten wir die verschiedenen Typen, Marken und Werften mit Namen. Oft haben wir auch ganz spezifisch die Boote besucht, von denen wir wussten, dass wir sie in diesem Jahr chartern würden. So konnte man die Vorfreude auf den nächsten Törn noch steigern.
Als wir im Jahr 2006 die Messe in Düsseldorf besuchten, wurde unser Interesse schon spezifischer. Wir besuchten als erstes die „schönen“ Boote wie Najad, Hallberg-Rassy, Malö. Wir haben uns sogar einmal durch eine Amel führen lassen und waren hoffnungslos beeindruckt von diesem wunderschönen, komfortablen, qualitativ hochstehenden, unerschwinglichen Boot. Das hat Spass gemacht und träumen darf man ja schliesslich.
Beim herumschlendern in den Hallen sind wir dann auf einen Stand gestossen auf dem ein Boot mit dunkelblauem Bug und knallrotem Unterwasserschiff stand. Das weckte unsere Neugier, denn die vorherrschenden Farben zu der Zeit waren Weiss, Zartgrau und Eierschale (wer Mut hatte). Schon von unten konnte man sehen, dass dies ein qualitativ hochstehend ausgeführtes Boot war. Und wie hiess diese Marke? C-Yacht. Nie gehört. Aus Holland? Aha. Und so erklommen wir die Stufen zum Stand und obwohl vier verschiedene C-Yachten da standen, fiel uns sofort die C1250 auf, denn die entsprach in etwa der Grösse von Booten, die wir jeweils charterten.
Wir zogen also unsere Schuhe aus und betraten zum ersten mal eine C-Yacht. Der Anblick war überwältigend. So etwas Edles bekam man nicht alle Tage zu sehen. Wir entdeckten schon an Deck die ersten verblüffenden Details. So war zum Beispiel ein kleiner Technikraum, der auch zum Trocknen von Segeljacken diente, vom Cockpit aus zugänglich. Wie praktisch war das denn! Auch schien jede Winsch, jede Klemme und jedes Fall genau dort platziert zu sein, wo es am meisten Sinn machten. Allein schon der Traveller des Grossbaums war eine Klasse für sich. Was hatten wir da nicht schon alles erlebt bei den Charteryachten.
Danach erkundeten wir den Innenraum. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mich vom Niedergang umdrehte und den Raum mit einem ersten Rundumblick inspizierte. Ich stand da und wusste: das ist es! Mein Traumboot! Wir waren uns komplett einig: genau so sah unser Hinterkopfboot aus. Neugierig inspizierten wir nun das Boot von Innen nach Aussen, von Oben nach Unten. Dass die Ausführung qualitativ sehr hochstehend war, brauche ich hier ja nicht zu erwähnen, das kann man auf jedem Foto sehen.
Was man aber auf jedem Quadratzentimeter deutlich spüren konnte war, dass dieses Boot von wirklichen, erfahrenen Seglern und Segelexperten konzipiert worden war. Dieses Boot war ganz offensichtlich verschont geblieben vom Würgegriff realitätsfremder Stardesigner.
Und das waren die Details, die uns positiv auffielen:
- Das Mittelcockpit. Alles ist vom Cockpit aus bedienbar. Die Yacht ist Einhand segelfähig
- Der Cockpittisch mit dem starken Handgriff. Dieser sorgt für mehr Sicherheit bei Seegang
- Der von Oben zugängliche Technik-/Stau-/Trockenraum. Schwerwetterkleidung und Rettungswesten können geholt werden, ohne das Cockpit zu verlassen
- Die versenkte Ankerwinsch minimiert die Unfallgefahr. Der Anker kann im Ankerkasten arretiert werden
- Die grossen Backskisten Achtern
- Das clever durchdachte, qualitativ hochstehende Rigg. Der Baum ist hoch angeordnet, was die Unfallgefahr verringert
- Der Bleikiel für 40% Ballastanteil
- Die Hochwertige und stabile Ausführung des Rumpfes
- Das Rammschott im Bug
- Die grosse Nasszelle
- Der Gitterrost aus Holz am Boden der Naszelle
- Ein funktionierendes Mülleimerschapp
- Die schöne, gut konzipierte Eignerkabine mit einem richtigen Bett und viel Stauraum. Stehhöhe im ganzen Boot
- Die seitlich angelegte Kombüse. Man kann sich beim Kochen auf Lage an der Wand zum Cockpit abstützen
- Ein Fenster direkt über dem Herd und ein Fenster gegenüber zum Cockpit garantieren Frischluft beim Kochen
- Die Fenster sind klein und zahlreich. Bei Bruch ist der Wassereinfluss beschränkt. Es sind Normfenster. Diese können einfach ausgewechselt werden.
- Der Innenraum ist gegen den Rumpf isoliert
- Der gut und von mehreren Seiten zugängliche Motorenraum
- Der auf beiden Seiten wegklappbare Salontisch vergrössert den Wohnraum
- Durchgehende Handgriffe im ganzen Schiff erhöhen die Sicherheit bei Seegang
- Der grosszügige Kartentisch
Für uns war es Liebe auf den ersten Blick. Ein Blick auf das Preisschild machte uns jedoch bewusst, dass diese Liebe wohl unerfüllt bleiben würde.
Und so charterten wir halt weiterhin Jahr für Jahr und waren glücklich wenn wir auch nur eine Woche auf dem Wasser sein konnten. Aber das Boot hatte seinen fixen Ankerplatz in unseren Köpfen und Jahr für Jahr besuchten wir den C-Yacht Stand und „unsere“ C1250 und träumten für eine Weile. Mit den Verkäufern am Stand hatten wir längst Freundschaft geschlossen.
Im Jahr 2008 verabredeten wir uns in Lelystad für ein Probesegeln. Aber die Story erzähle ich ein anderes mal…