Toilettenunwetter!

Wow, das Leben ist schon eine raffinierte Software: grad wenn du dachtest, du hättest alles kapiert, alle Parameter fein justiert und Version 62.0 sauber installiert:– Bam! Input overload!

Da lagen wir doch so friedlich in der Bucht von Igoumenitsa vor Anker und genossen den schönen Abend an meinen Geburtstag. Am nächsten Morgen weckte mich der Skipper mit den Worten: „Du, ich hab eine schlechte und eine noch schlechtere Nachricht für dich. Welche willst du zuerst hören?“

Tja, was konnte ich da anderes sagen, als: „Na, dann lass die Scheisse raus, ich werd’s überleben“.

Worauf der Skipper meinte: „Ja, genau das werden wir machen müssen, denn die Toilette streikt. Ich werde sie auseinandernehmen müssen!“

Ja, das ist der Vorteil von schönen einsamen Ankerbuchten, man kann niemanden belästigen mit Dezibel-starken Fluchtiraden und starken Kloakengerüchen. Aber was soll’s, was sein muss, muss sein! Denn ein Schiff ohne gut funktionierende Toilette ist wie ein Schiff ohne Kompass – völlig wertlos.

Und so machte sich Skipper One wieder einmal mehr daran, die Toilettenpumpe abzumontieren, zu säubern und sie zu zerlegen, nur um festzustellen, dass das Ding einwandfrei funktionierte.

Dann muss es das Dreiweg-Ventil sein, das den Fluss unserer Ausscheidungen entweder in den Fäkalientank oder nach aussen leitet. O.k. Nullo Problemo. Feinsäuberlich montierte Skipper One die Toilettenpumpe wieder an ihren Platz und machte sich daran, das Ventil auszubauen.

Was anschliessend passierte, kann man nur noch als Toiletten Super Gau bezeichnen. Skipper One bat mich, ihm ein extra für solche Arbeiten reserviertes Plastikbecken zu bringen, was ich umgehend tat. Die Geruchsimmissionen waren jetzt schon an der Grenze des Erträglichen und das Thema Nahrungsaufnahme war für den heutigen Tag somit auch abgeschlossen. Wir wollten ja eh noch ein wenig abnehmen.

Skipper One stellte das Becken unter das Ventil und begann mit der Demontage, was ihm auch Dank professionellem Können super gelang. Als er sich erleichtert mit dem Plastikbecken, in dem das Dreiwegventil in einer braunen Sauce schwamm, umdrehte und es an die frische Luft zur Weiterbearbeitung transportieren wollte, rutschte ihm das Becken aus den Händen und der Inhalt verteilte sich – nun ja – ziemlich weitläufig im Innern unseres Bootes.

Den Anblick kann und will ich gar nicht beschreiben. Nach dem überaus passenden Ausruf „Holy shit!!“ machten wir uns fast wortlos gemeinsam an die Arbeit.

Es kam uns wieder einmal zu Gute, dass uns in den acht Jahren mit AnnaSophie alle möglichen Unwetter und andere Desaster zu einem gut funktionierenden Team zusammengeschweisst hatte!

Während der Skipper das demontierte und auf einen Schlag von Exkrementen befreite Corpus Delicti im Windschatten des Bootes säuberte, bearbeitete ich das Innere des Bootes.

Als das Boot dann wieder in bewohnbarem Zustand war, lichteten wir den Anker und machten uns auf den Weg an unser nächstes Ziel, eine Bucht ganz in der Nähe. Auf dem Weg dorthin passierten wir diese wunderschöne Mojito Bar. Aber nicht mal darauf hatten wir Lust. Und das war nun wirklich aussergewöhnlich! Aber vielleicht wollten wir einfach nur die Besucher der Bar von unseren Gerüchen verschonen, von denen ich glaubte, dass sie uns noch lange überall hin folgen würden.

Dann hatten wir unser Ziel erreicht und gleich nachdem unser Anker im Grund verschwunden war, sprangen wir ins Wasser und wollten gar nicht mehr raus, so sehr hatten wir uns auf dieses Bad gefreut!

Und dank dem, dass wir schon auf der Fahrt alle Luken aufgerissen hatten, konnten wir den Abend ohne Geruchsimmissionen geniessen. Aber schon am schönen Abendhimmel zeichnete sich das nächste Unheil ab. Es war Sturm vorhergesagt. Und zwar ein Gewaltiger! Ein so genannter Mediterraner Hurrikan hatte sich zwischen Sizilien und dem Peleponnes gebildet und raste auf Griechenland zu.

Und genau aus diesem Grund hatten wir in dieser kleinen, von allen Seiten gut geschützten Bucht Schutz gesucht. Und bis am Abend hatten sich rund ein Dutzend Boote hier versammelt und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Erst Tage später sollten wir von Freunden und Verwandten erfahren, welch schreckliche Schäden der Sturm an der Griechischen Westküste angerichtet hatte…!

Aber wir hatten offenbar einen guten (und vor allem nicht mehr verstopften) Riecher gehabt, denn ausser einen Tag voll starkem Regen bekamen wir von dem Sturm nichts mit. Einzig der arme Skipper musste bei strömendem Regen mit dem Brommie nach Igoumenitsa radeln, nachdem ich ihn mit Seppi am Ufer abgesetzt hatte.

Es war da nämlich noch das klitzekleine Problem, dass unser Auto immer noch in Preveza, neben Panos’ Restaurant stand. Und ausgerechnet heute wollte er es nach Igoumenitsa holen. Von Igoumenitsa nahm er also – klitschnass wie er war – den Bus nach Preveza und liess sich von einem Taxi zum Auto fahren. Und schon ein paar Stunden später war das Auto oberhalb der Ankerbucht parkiert.

Am nächsten Tag schien die Sonne wieder lieblich auf die Ankerbucht herunter. Die hälfte der Boote hatte sich schon wieder aus dem Staub gemacht. Und wir tuckerten mit Seppi an Land, wo wir das Auto besteigen und bequem nach Igoumenitsa einkaufen gehen konnten.

Igoumenitsa war Verkehrstechnisch die Hölle. Parkplätze gab es zwar, doch da sich die Griechen durch Parkfelder offenbar zu sehr in ihren Freiheiten beschnitten fühlten, war hier Anarchie und Revolution angesagt. Mitten in der Strasse zu parkieren, wenn man in ein Geschäft wollte, war hier ein Muss. Und da wir nicht unangenehm auffallen wollten, passten wir uns den Landessitten halt wohl oder übel an…!

Zum Bild links habe ich keinen Kommentar. Aber hier als Fussgänger zu überleben war Survival Training at ist best! Und soviel hartes Training machte natürlich durstig. Zum Glück gab es hier ein paar sehr hübsche Strassencafés, wo man sich das Chaos rund herum aus der Sicheren Distanz anschauen konnte.

Anschliessend brachte mich der Skipper mit den Einkäufen zurück zum Boot. Dann (mit demKlappfahrrad im Kofferraum) fuhr er das Auto zum nahe gelegenen Campingplatz, wo er die Erlaubnis erhalten hatte, das Auto für wenig Geld für ein paar Wochen abzustellen.

Dann kam er per Fahrrad zurück zurück in die Ankerbucht, wo Seppi und ich ihn abholten. Und bald schon verliessen wir diese wunderschöne kleine Bucht, die für vier Nächte unser Shelter gewesen war.

N.B. AnnaSophie, die Kleinste (mit Dach) – aber die OHO-ste!

P.S. Ich muss mich noch entschuldigen für die lange Blog Abszenz, aber ich musste zwischendurch Arbeiten. Geldverdienen muss sein: wir brauchen neue Segel…!

1 Kommentar
  1. Ihr lieben. Da habt ihr die ganze sch…. aber gut gemeistert und seit raus aus dem shit !
    Härtet ab und macht froh, wenn alles wieder rund läuft. Max hat mit dem Regen wohl eine schöne naturdusche erhalten.
    nun, so hoffe ich, ist alles wieder fix und hält das zeug.
    gute fahrt !
    liebe Grüsse, Barbara

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