Nachdem es die ganze Nacht durchgeregnet und gestürmt hatte, wachten wir zu schönstem Sonnenschein auf. Cool! Dann stand unserem Entdeckungstrieb ja nichts mehr im Wege.
Kotor und seine imposante Wehrmauer waren beeindruckend. Die Mauer zog sich den dahinterliegenden Berg hoch und einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, das Teil zu erklimmen, verwarf die Idee aber schnell wieder, denn da ging es auf fast 600 Meter über Meer hinauf. Und nicht vergessen! Die Marina in der wir lagen, lag auf Meereshöhe!
Und so begnügten wir uns damit, das Innere der Stadt zu erforschen. Und zu sehen gab es ja genug. Nur die vielen Katzen irritierten mich ein wenig. An jeder Ecke konnte man mehrere dieser Biester sehen. Sie sahen zwar alle sehr gepflegt aus, aber ich hielt meine Distanz und konzentrierte mich auf die Stadt.
Wunderschön. Kleine charmante Ecken, imposante Höhen. Aber das machte uns nur neugierig. Wir wollten mehr erfahren über diese Stadt. Und so trabten wir zum Tourist Office, gleich vor der Stadtmauer und erkundigten uns nach Führungen. Aber die Dame schaute uns nur irritiert an. Sie hatte ganz offenbar nicht mehr mit Kundschaft gerechnet dieses Jahr.
Doch sie konnte uns einen Führer vermitteln, der sogar Deutsch sprach. Und punkt vierzehn Uhr trafen wir uns mit Norman vor dem Tourist Office und er nahm uns freundlich in Empfang. Wie er aussah, wissen wir zwar bis heute nicht, aber das Wissen, das er uns vermittelte, war wirklich spannend.
Genau so wie sein eigenes Leben. Als gebürtiger Ost-Berliner war er vor acht Jahren der Liebe wegen hier in Kotor hängen geblieben und arbeitete seither als Deutscher Fremdenführer. Und auch er war offenbar sehr irritiert gewesen durch den Anruf vom Tourist Office, dass da zwei Leute seien die eine Tour wollten. Er erzählte uns, dass letztes Jahr – und jetzt haltet euch fest – 500 Kreuzfahrtschiffe hier vor Kotor angelegt hätten. Und dieses Jahr kein einziges. Wie es da um die Einnahmen dieser vom Tourismus lebenden Stadt bestellt ist, kann sich jeder selber ausrechnen.
Und auch unsere Bemerkung, dass AnnaSophie ja auch irgendwie ein Kreuzfahrtschiff sei und er 100 Prozent der Besatzung hatte betreuen können, schien ihn nicht richtig zu freuen.
Aber er erklärte uns, warum es in dieser Stadt so viele Katzen gab und diese von einer eigens dazu auserwählten Katzenbetreuerin gefüttert wurden. Es gab auch ein Katzenmuseum und natürlich in jedem Souvenirshop alle Arten von Souvenirkatzen zu kaufen.
Er machte uns auf allerlei Sehenswertes aufmerksam, wie zum Beispiel darauf, dass die Venezianer hier beim Bau der Stadt auch ihre Hände im Spiel gehabt hatten, dass Napoleon auch schon hier „zu Besuch“ gewesen war und es seither ein Theater gebe…
…dass in der Stadt drei Religionen mit eigenen Kirchen vertreten waren. Die eine Religion lebte nach dem Alexandrinischen Kalender, die andere nach dem Gregorianischen. Und deshalb wurde hier in der Stadt zweimal Weihnachten gefeiert. Dass in der Sankt Klara Kirche ein wunderschöner, von einem Italienischen Bildhauer komplett aus Marmor gehauener Altar stand, und…
…ein paar Kerzen für meine lieben Verstorbenen auch noch drin lagen. Mögen die Engel mit ihnen über uns wachen.
Ausserdem gab uns Norman noch ein paar Tipps, was wir uns auf dem Rückweg durch den Kotor Fjord sonst noch anschauen konnten.
Am nächsten Tag machte sich Skipper One ausgerüstet mit den Schiffspapieren und unseren Pässen zu Fuss auf den Weg zum Port von Kotor, um unsere Ausreise anzukündigen. Aber er kam schon bald zurück und teilte mir mit, dass die vom Zoll das Boot auch noch sehen wollten.
Na gut. Also legten wir ab und tuckerten die 300 Meter zum Kreuzfahrt Terminal, wo wir wieder einmal das Vergnügen hatten, an einer nicht für Sportboote geeigneten Quai Mauer anzulegen. Aber das Ausklarieren aus Montenegro ging zehn mal schneller als das Einklarieren und so brauchte es nicht lange und wir waren unterwegs.
Wiederum schien die Sonne, aber Wind war uns keiner vergönnt. Doch das war gar nicht so schlimm, denn so konnten wir ganz entspannt eine Sightseeing Tour machen. Kaum zu glauben, dass wir uns auf dem Meer befanden. Wir fühlten uns abwechslungsweise wie am Vierwaldstättersee, am Lago Maggiore oder am Gardasee.
Perast räkelte sich diesmal an der Sonne und dort wollten wir einen kurzen Stopp machen.
Wir legten AnnaSophie an den Stadtpier und fragten den herbeieilenden Stadtpiermeister, ob wir schnell hier für etwa zwei Stunden parkieren konnten, um uns die zwei vorgelagerten Inseln anzuschauen. Erst wollte er uns eine Busse aufbrummen, da es verboten war hier anzulegen. Oops! Erst nach zähen Verhandlungen mit Skipper One konnten der Mann davon überzeugt werden, dass eine Busse nicht nötig war, da wir heute mit Sicherheit das einzige Boot waren das hier anlegen würde. Aber 20 Euro hat uns der Spass trotzdem gekostet.
Dafür schlenderten wir erst mal zum Hotel Conte, das schön gedeckte Tische direkt am Wasser hatte. Dort gönnten wir uns einen Weisswein aus der Gegend und ein paar Häppchen des hier so populären Specks. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Dann heuerten wir einen der am Stadtpier auf Kundschaft wartenden Bootsfahrer an und dieser tuckerte uns mit seinem – nun ja – eher antiquierten Bötchen zur Insel Sveti Dorde hinüber. Nach einem abenteuerlichen Anlegemanöver (das Ungetüm hatte nur Vorwärtsgang) konnten wir die Insel nur von der Anlegestelle aus bewundern, denn die Kirche war verschlossen. Aber hübsch anzusehen.
Dann ging es weiter zur Insel Gospe od Skrpjela. Hier gab es einiges mehr zu sehen. Die Kirche war wirklich sehenswert und ich staunte, wie jemand auf die Idee kommen konnte, hier eine künstliche Insel zu bauen (das müssen die Venezier gewesen sein) und darauf eine derart schöne Kirche zu bauen.
Wirklich schön! An allen Wänden konnte man die für Orthodoxe Kirchen so typischen silbernen geprägten Dankesbilder sehen. Viele hatten irgendetwas mit Seefahrt zu tun. Überlebende von Schiffsunglücken vielleicht?
Links ein Iberostarhotel und rechts der gewaltige Bergzug über Herceg Novi.
Und kurz darauf hatten wir unser Ziel erreicht, die Bucht vor dem hübschen Städtchen Rose. Dort waren Bojen ausgelegt und wir schnappten uns die genau in der Mitte der Bucht. Wir waren und würden wohl auch das einzige Boot an diesem Abend bleiben. Wir warteten gespannt darauf, ob jemand vorbei kommen würde, um einzukassieren, aber es kam niemand.
Und so konnten wir unseren letzten Abend in Montenegro mit schönster Kulisse im Hintergrund voll geniessen. Und jetzt ist es sicher nicht mehr schwer zu erraten, was unsere nächste Destination sein würde, oder?