Es ist schon etwas ganz besonderes, so mit dem Boot durch die Nacht zu fahren. Und diese Nacht auf dem Fluss war keine Ausnahme. Zwar war die Navigation einfacher, denn wir mussten ja nur der schon gefahrenen und aufgezeichneten Linie nachfahren. Geisterhaft wand sich das Ufer an uns vorbei und manchmal dachte ich, dass es da vorne unmöglich weiter gehen konnte, so dicht und schwarz war alles. Aber das Bild das das GPS auf den Bildschirm brachte, zeigte den Flussverlauf zuverlässig auf. Und hin und wieder konnte man eine Nachtigall singen hören und das zirpen der Grillen.
Und auch im Morgengrauen war es immer noch nicht möglich, den Flussverlauf von Auge zu erkennen. Kaum zu glauben, dass das da vorne die letzte Biegung vor dem Meer ist…
Und auch die Strömung hatte inzwischen massiv zugenommen. So wurden wir zum Schluss mit 4 Knoten Geschwindigkeit an verschlafenen Ortschaften vorbei aus dem Rio Guadalquivir ins offene Meer gespült.
Und dort erwartete und dann auch schon wieder das volle Programm. Wellen, Wind und Strömung. Und wie immer alles aus der falschen Richtung. Da hatte es das riesen U-Boot (im linken Bild ganz klein rechts), das plötzlich hinter uns mit 20 Knoten durchfuhr wohl einfacher. Wenn’s denen zu bunt wurde, konnten sie einfach abtauchen. Aber da blieben wir doch lieber an der Wasseroberfläche – trotz Wellen.
Und wenn der Skipper bei Windstärke 7 ein kleines Nickerchen machen kann, dann kann es ja gar nicht so schlimm sein auf dem Wasser…
Und nach 100 Seemeilen (inkl. 50 Seemeilen Flussfahrt) hatten wir einen unserer Lieblingsplätze vom letzten Jahr erreicht. Die Lagune von Sancti Petri. Wir hängten uns mithilfe des Marina Angestellten an eine Boje und Max wurde Stilgerecht mit dem Dinghi zum Marina Office und wieder ans Boot zurück chauffiert.
Das Wetter war zwar nicht so schön wie letzten September, aber das tat der Schönheit der Natur keinen Abbruch. Die vernichtende Kraft des Wassers dominierte diesmal alles. Und auch schien es und als ob die Strömung diesmal doppelt so heftig an unserem Boot zerrte wie letztes Jahr.
Aber dann setzten wir trotz des strömenden Regens nochmals über und wir liessen es uns nicht nehmen, in dem hübschen kleinen Lokal essen zu gehen in dem wir schon letztes Jahr waren.
Und während der Skipper neidisch die Einrichtung in dem Lokal studierte (ja so Seefahrerkitsch gab’s bei uns an Bord nicht) machte ich mich über den leckeren Fisch her. Die feinen Pimentos hatten nicht lange genug überlebt, um mit dem Fisch verzehrt zu werden.
Und so sieht es aus, wenn man hier mal einfach von A nach B will. Nichts geht ohne minutiöses Einplanen der Tiden und Strömungen. Und um die optimale Strömung zu erwischen aus der Lagune von Sancti Petri heraus und später durch die Strasse von Gibraltar, mussten wir halt notgedrungen auf die Minute genau planen.
Aber dafür hatte es auf dem Weg nach Gibraltar endlich mal Wind aus der richtigen Richtung und wir konnten mit einem wunderbaren Halbwind bis in die Strasse von Gibraltar segeln.
Irgendwo unterwegs kann dann plötzlich Hektik auf im und über dem Wasser und als wir näher kamen, konnten wir ein seltsames Tier im Wasser ausmachen…
…das sich nach längerem Beobachten als Buckelwal entpuppte. Leider schien er sehr Kamerascheu zu sein und ich erwischte nur noch seine Höcker auf dem Rücken, bevor er mit einem verächtlichen „Scheiss Paparazzi“ auf den immensen Lippen in der Tiefe verschwand.
Und was hier so schön dramatisch und fotogen nach Wind ausschaute…
…entpuppte sich dann kurz vor Gibraltar als Flaute und wir legten den Rest des Weges unter Motor zurück. Und während wir einliefen…lief die Brilliance oft he Seas aus (2000 Passagiere, 800 Besatzung). Hoffentlich hatten die beim shoppen in Gibraltar ein wenig von dem zollfreien Schnaps für uns übrig gelassen…
Aber wir waren ja eigentlich gar nicht auf dem Weg nach Gibraltar, wir wollten in die Marina in La Linea, auf der spanischen Seite. Da Max und ich für ein paar Tage in die Schweiz zurück mussten, war das einfacher, da das Busdepot für den Bus nach Malaga in Gehdistanz der Marina lag.
Den Sonntag verbrachten wir gemütlich und trocken auf dem Schiff, während draussen die Welt unterging…
Aber Abends wagten wir uns dann doch vom Steg und wir versuchten, in La Linea ein Restaurant zu finden, das nicht wie eine üble Spelunke aussah. Überhaupt machte La Linea einen traurigen, heruntergekommenen Eindruck. So hatte ich Spanien noch nie gesehen. Aber vielleicht lag das ja auch nur am Wetter.
Wir wurden dann doch noch fündig und konnten unseren Hunger stillen. Mehr nicht.
Auf dem Heimweg zeigte sich dann der „Affenfelsen“ von seiner Schokoladenseite. Und irgendwo da zwischen der Marina und dem Felsen verlief die streng bewachte Grenze zwischen England und Spanien…
Am Montag fuhren wir dann mit dem Bus im strömenden Regen nach Malaga, wo wir in den Flieger nach Zürich stiegen. Und drei Tage später waren wir schon wieder unterwegs nach Spanien.
Aber diesmal hatten wir noch eine Nacht in Malaga eingeplant mit ein bisschen Sightseeing und den obligaten Tapas natürlich, mmmm…
Und bald schon ging es mit dem Bus wieder zurück nach La Linea. Wir fuhren – diesmal bei schönstem Wetter – entlang der Küste und konnten nur staunen, wie verbaut die ganze Küste war. Und wir entschlossen uns spontan, diesen Küstenabschnitt mit dem Boot einfach durchzusegeln. Es gab nicht sehenswertes.
Zurück in La Linea war Grosseinkauf im Carrefour angesagt. Und die tapferen kleinen Brommies transportierten die ganze Last ohne zu stöhnen zum Schiff zurück, inklusive uns zwei.
Dann hiess es wieder Leinen los und wir fuhren unter Motor das kurze Stück nach Gibraltar hinüber, natürlich noch mit einem Zwischenstopp an der Tankstelle, wo wir 39 Cents für den Liter Diesel bezahlten…
Und unseren Schnaps, beziehungsweise Whisky bekamen wir auch noch. Die Kreuzfahrer hatten also doch nicht alles leer gekauft.
Und nach einen feinen Dinner – zur Abwechslung wieder mal in einem Italienischen Restaurant – spazierten wir noch durch das nächtliche Gibraltar zu unserem Boot zurück – vorbei an der wohl edelsten „Public Toilet“ die ich je gesehen habe. Wir haben das Ding aber trotzdem nicht ausprobiert.
Der nächste Tag war ein Prachtstag und wir waren endlich wieder in unserem Element. Und wir flogen nur so unserem nächsten Ziel entgegen, Marokko…