Yay, wir hatten es geschafft. Die Kieler Bucht. Strandkörbe, Heringe und Segelschiffe. Austragungsort der Kieler Woche und Deutschlands Seglermekka. Das Tor zur Ostsee. Von jetzt an würden wir nur so an unser Ziel durchflutschen. Easypeasy!!
Und dann schlug das Wetter um. Der schöne blaue Himmel zog sich seine garstige Regenjacke über, klappte seinen Windkragen hoch und legte los. Und Skipper studierte im Halbstundentakt den Wetterbericht. Aber da war weit und breit kein Hoffnungsschimmer am Horizont. Heute und Morgen würden wir also nicht von Strande wegkommen.
Kein Problem, ich besitze ein Segelboot, ich bin es mich gewohnt, irgendwo abzuhängen wo ich gar nicht hin wollte. Ich klappte meinen Computer auf und sortierte Daten. Ah ja! Und eine Waschmaschine gab es auch hier im Hafen. Frische Bettwäsche war ja auch was Schönes.
Und Skipper fuhr mit der kleinen Personenfähre nach Kiel. Dort gab es einen VW Motorenvertreter, bei dem er sich mit Spielsachen wie Sicherungen, Dichtungen und Schrauben eindeckte.
Nachdem er zurück war, krempelte er freudestrahlend die Ärmel hoch und legte umgehend die Spielkiste frei…
Ja Heinz, ich weiss, das war jetzt ziemlich gemein! Ich werde gleich berichtigen: schon auf der Fahrt auf dem NOK Kanal hatte eine Warnlampe des Motors eine Störung angezeigt. Und da wir eh ungefähr drei Tage hier festsitzen würden, war jetzt der ideale Zeitpunkt, um das Problem zu lösen.
Zuerst hatte sich Heinz einen kleinen Secondhand Computer besorgt, ein Diagnoseprogramm geladen und den Computer am Motor angehängt, die Motorendiagnose laufen lassen, während die Crew mit grossen staunenden Augen diesen absolut professionellen Prozess verfolgte. Obwohl, so ein bisschen wie spielen kam mir das Ganze…o.k. fertig. Und als ich auch noch Hand mit anlegen musste, war eh Schluss mit Lustig. Wie zwei echte Mechaniker hingen wir Kopfüber im Motorenraum und analysierten, fachsimpelten, tauschten Werkzeuge, schraubten und klemmten.
Das Problem konnte zwar nicht ganz behoben werden, aber zumindest stellte es keine Gefahr mehr dar für den Motor. Wir würden also beim nächst möglichen Wetterfenster von hier fortkönnen.
Danach gab’s Dinner «Chez Heinz» und wir genossen den Abend bei einem feinen Essen und einem Glas Rotwein. Und auch das Seemannsgarn war bei uns noch lange nicht Alle!
Draussen sah es auch am nächsten Tag noch ungemütlich aus. Aber zum Glück war es vom Boot (rechts im Bild) bis zur Hafenkneipe (Links, rotes Gebäude) nur ein Fischwurf weit. Und immer, wenn uns das Kajütdach auf den Kopf zu fallen drohte, gings in die Kneipe zu einem Glas Rotwein.
Dem Federvieh war das Wetter egal…
Nach drei Tagen kam aber doch ein Hoffnungsschimmer am Horizont zum Vorschein und wir machten uns bereit für die Abreise.
Wir waren wieder unterwegs! Das Gröbste des Sturms hatten wir in Strande abwettern können, aber es war immer noch sehr rumpelig bei der Überfahrt nach Dänemark.
Und sehr regnerisch. Leider. Nach kurzer Zeit hatten wir den Leuchtturm Schleimünde querab. Jetzt war es nicht mehr weit bis Dänemark. Aber trotz des Regens konnte man gut erkennen, warum dieses Gebiet bei den Deutschen Seglern so beliebt war! Hier liesse es sich gut tummeln bei schönem Wetter.
Um vier Uhr erreichten wir die Marina von Sonderborg. Und hier im Bild sieht man das einzigen Boot, das hier im Hafen abgestellt war. Wir konnten also die Bootspopulation im Yachtclub von Sonderborg um satte 100% steigern! Nur Menschen waren weit und breit keine zu sehen. Und bezahlen mussten wir am Automaten.
Da Heinz Vorrat bunkern wollte, beschlossen wir in die Stadt zu gehen. Erst rutschte ich schon mal auf dem modrigen Steg derart aus, dass ich fast im Wasser landete. Wir balancierten also auf dem glitschigen Steg aus der Marina heraus und spazierten in das 1.5 Km entfernte Sonderborg.
Dabei kamen wir auch am Sønderborg Slot vorbei. Darin war das Museum Sønderjylland untergebracht. Das Wetter wäre zwar perfekt für einen Museumsbesuch gewesen, aber dieses war zu.
Die Lebensqualität hier schien recht hoch zu sein, wenn man sich diese schnuckeligen Wohnhäuser so betrachtete.
Herrlich, diese noch aus dem Mittelalter stammenden, super gepflegten Häuschen waren ein Anblick, der uns in eine andere Epoche zurückversetzte und wir erwarteten fast einen Rattenfänger oder zankende Marktfrauen aus einer der Türen kommend.
Wir fanden einen kleinen Supermarkt, kauften ein und spazierten wieder zum Boot zurück.
Kurz vor der Marina lag dieses hübsche ehemalige Meer Bad, das irgendwann mal in einen hippen Club umfunktioniert wurde. Aber auch der war noch zu. Also keine Mojitos.
Zurück auf dem Schiff gabs dann wieder Dinner «Chez Heinz». Aber diesmal verschwanden wir früh in den Kojen, da wir morgen früh raus mussten. Es stand uns ein langer Weg bevor Morgen.
Am nächsten Tag legten wir früh ab und waren schon kurz vor 8 Uhr in Stellung, damit wir die Kong Christian Brücke in Sonderborg ohne zu warten passieren konnten.
Zu meiner Überraschung entdeckte ich, dass es in Sonderborg nicht nur Mittelalterliche Bauten gab, sondern auch moderne Architektur. Nice!
Beim Anblick der Alssundbroen war ich versucht, auf der Karte nach der Durchfahrtshöhe zu suchen, bis mir einfiel, dass die Wandering Star ja gar keinen Mast hatte. Old habits die hard… 😉
Und so fuhren wir den schmalen Alssund hinauf, dann in den Als Fjord bis wir die Einmündung in den Kleinen Belt erreichten. Tja, und dann war fertig Lustig.
Kaum waren wir auf dem recht offenen Belt, ging die Schüttlerei los. Es stürmte und heulte und schaukelte. Nachdem mich Heinz kurz intensiv beobachtet hatte und mich fragte, ob alles o.k. sei, konnte ich ihn beruhigen. Es schaukelte zwar gewaltig, aber wir waren im Gegensatz zum Reisen mit Segelboot wenigstens gut geschützt und so war das für mich schon fast eine Spazierfahrt.
Verkehr hatte es nicht viel und mit der Crew dieses Traditionsschiffes hatten wir zwei schon ein bisschen Mitleid. Wir waren wenigstens im Trockenen.
Und so sah das Geschaukel dann aus:
Ungefähr 6 Stunden ging so die Post ab.
Und um halb 9 Uhr Abends hatten wir es dann geschafft! Wir hatten die kleine Insel Tunø erreicht!
Wir waren doch tatsächlich mehr als 12 Stunden unterwegs gewesen, hatten fast 100 Seemeilen zurückgelegt und sämtliche Wetter durchlebt. Wow, was für ein Trip!