Der lange Abschied

Aaaaahhhh!!! Wir haben es geschafft! Die Marina di Roma mit ihrem markanten Leuchtturm liegt hinter uns. Endlich wieder Meer, endlich wieder Meerduft, Wellen und  Planken unter den Füssen. Ein Ruder in der Hand und endlich wieder Wind um die Ohren! Was will man meer!

So spannend und schön unser Landgang auch gewesen war, so froh waren wir, wieder auf dem Meer zu sein. Am 13.7.2018 so um die Mittagszeit legten wir von der Marina di Roma in Ostia ab und legten Kurs an Richtung Olbia. Wobei, der Wind hatte sich wieder einmal nicht an die Voraussage gehalten und so mussten wir erst mal im 90° Winkel Richtung Norden segeln, also nicht wirklich nach Olbia. Wir hatten ausgerechnet, dass wir etwa 24 Stunden brauchen würden für die Querung des Tyrrhenischen Meers.

Gegen sechs Uhr abends trafen wir auf dieses hübsche Ding. Kreuzfahrtschiff mit Segeln. Schon mal nicht schlecht! Aber offenbar musste der Motor mitlaufen, für all die Annehmlichkeiten auf dem Luxus Liner.

Sonnenuntergang und Abendessen auf hoher See. Besser als auf jedem Luxus Liner. Und ohne Motor. (Hör auf zu stänkern, Frau).

Das kann dauern, vor allem bei dem Wind. Die 6200 nm sind die Meilen seit 2015, als wir Holland verliessen.

Und dann kam er, dieser Moment den ich so liebe: wenn die Nacht einbricht, sich das Auge noch nicht ganz auf die Dunkelheit eingerichtet hat und die anderen Sinne auf vollen Empfang gehen. Das sanfte Rauschen der Wellen und der Wind in den gut getrimmten Segeln.

Irgendwann rissen wir uns los aus dieser Trance und bereiteten uns auf das Einteilen der Wachen vor. Und dann ging es auch schon ab in die stockdunkle Nacht.

Der wind kam inzwischen aus der richtigen Richtung aber nicht wirklich üppig. Doch inzwischen waren wir mit unserem Boot so vertraut, dass wir auch Einhand (ohne den andern zu wecken) zu Schlage kamen und ab und zu das Vorsegel einrollen mussten und Crewmitglied Yanmar das Vorwärtskommen überliessen.

Am frühen Morgen wussten wir bereits früh, dass Sardinien nicht mehr weit sein konnte. So hatte die Fähren- und Kreuzfahrtschiff-Dichte stark zugenommen.

Nach dem Frühstück setzten wir den Gennaker und konnNach dem Frühstück setzten wir den Gennaker und irgendwann bereiteten wir uns auf ein grosses Ereignis vor!

Yep. Den halben Planeten hätten wir bald geschafft!

So gegen vier Uhr war es soweit. Wir konnten la bella Sardegna in ihrer ganzen Schönheit bewundern.

La Tavolara hüllte sich verschämt in einen Nebelschleier. Olbia war also gleich um die Ecke! Aber, hmmm, wollten wir wirklich schon dahin? Bis zum Auskranen in der Nausika Werft waren es noch ein paar Tage. Und Olbia kannten wir ja inzwischen in- und auswendig.

Wir schauten uns nur an und hatten wohl den gleichen Gedanken: let’s do it one more time!!

Tja, und so legten wir eine Wende hin und legten Kurs an zum Golfo Marinella. Hier wollten wir noch entspannt ein- zwei Tage am Anker verbringen. Aber oha! Die Hauptsaison war nahe, die Ankerbucht war ordentlich voll!

Macht nix. Wir schmissen uns wieder einmal frech in eine Gruppe grösserer Motorboote (die uns unfreundlich und argwöhnisch beäugten) und montierten seelenruhig unser Sonnendach. Und wie wir es schon unzählige male erlebt hatten, verschwanden die dicken Pötte nach und nach und wir hatten das hübsche Plätzchen für uns allein.

Es war schon ordentlich heiss und so tauschten wir Tatendrang mit «Dolce far niente» ein, löschten immer wieder mal aufkommenden Durst mit allerlei fantasievollen Drinks und schauten den anderen Boaties beim Sommerstress zu.

Ab und zu kurvten skurrile Dinge Swimming Mojito Bar oder die Müllabfuhr durch die Bucht.

Und wenn wir erschöpft vom Faulenzen waren, dann sattelten wir Seppi und legten Kurs an Richtung Strand und Mojito Bar.

Aber auch hier machte sich die anlaufende Hochsaison unangenehm bemerkbar. Wo wir sonst nur 7 Euro für einen anständigen Mojito bezahlt hatten, bezahlten wir plötzlich 10 Euro für eine schäbige Pfütze aus einem Plastikbecher.

Als uns der Kellner, der uns das Gesöff gebracht hatte fragte ob es gut sei, sagten wir freundlich, dass wir schon bessere Mojitos gehabt hätten. Der Kellner entschuldigte sich und übermittelte dem Barkeeper unsere Kritik. Aber anstatt sich unsere Kritik zu Herzen zu nehmen, fluchte dieser erst mal eine Runde und scheuchte den Kellner davon.

So kann man es natürlich auch machen. Für uns nicht weiter schlimm, gab es doch mehrere Strandbars hier an diesem wunderschönen Strand. Aber für heute war es genug und wir kehrten zu unserem Boot zurück, wo wir die Hausbar inspizierten.

Aber oh Schreck! Der Ramazzotti war Alle. Zum Glück fanden wir ganz zuhinterst in einem Schapp noch eine volle Flasche. Und so verbrachten wir einen lustigen Abend in unserer Bug Lounge und sogar die Hängematte, die meist ungebraucht herumlag kam wieder einmal in den Einsatz.

Und wie immer waren all die dicken Pötte verschwunden und nur dieses edle Teil schien die Stille der Ankerbucht dem Hafentrubel vorzuziehen.

Am nächsten Tag lichteten wir den Anker. Schön war es gewesen hier, aber es gab noch andere Buchten, die wir besuchen wollten. Wir mussten zwar ziemlich aufkreuzen, um in den Golfo Aranci zu gelangen, aber es lohnte sich.

Eine Nacht verbrachten wir in der Cala di Sassari und eine Nacht in der kleinen Cala Banana. Und an der Strandbar soffen wir uns noch ein letztes Mal so richtig voll. Nein, nicht mit Moijto, sondern am Anblick unseres sanft am Anker schwoienden Bootchens.

Am Abend ging’s dann definitiv nach Olbia zurück, das heisst wir fuhren direkt zur Nausika Werft und am nächsten Morgen hing das Boot auch schon am Kran. Zum Glück hatten wir das Auto während der Saison hier abstellen können und so waren wir wenigstens mobil, lag doch die Werft einiges ausserhalb Olbia.

Na das sah ja ganz ordentlich aus. Und bald war AnnaSophie auf ihrem Plätzchen verstaut, wo sie den Sommer hindurch bleiben würde, während wir den Sommer in der Heimat verbringen würden.

Dank Auto konnten wir das Abschieds Dinner in einer unserer Lieblings Trattorien einnehmen, Trattoria Rossi an der Spiaggia Pittulongu. Fritto Misto für Max und Spaghetti alle Vongole für mich! Himmlisch!!

Einerseits kämpften wir mit dem Abschied von Bella Sardegna, andererseits waren wir froh, den Trubel der jetzt erst richtig los gehen würde, hinter uns lassen zu können. Aber die Fähre war schon gebucht und zuhause in der Schweiz würde jetzt die schönste Jahreszeit los gehen. So war es ein Abschied mit einem Lachenden und einem Weinenden Auge.

Ciao bella! Ci vediamo in Autunno!!

Hier noch einmal unser Trip über’s Tyrrenische Meer.

Ablegen Marina di Roma: 13.7.2018 13:00

Wende in Richtung Sardinien: 13.7.2018 16:10

10’000 Meile: 14.7.2018 13:30

Ankunft Golfo Marinella: 14.7.2018 16:45

Total 147.7 Nm

in 27:45

Durchschitt 5.35 kn

60% Segeln

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