Ausgerechnet Kroatien!

Yep! Genau da sind wir jetzt. Da wo wir mit AnnaSophie eigentlich nie hin wollten, weil wir so viel Negatives über Kroatien gehört hatten. Überall viel zu viele Touristen. Wild gewordene Charterboote. Aus den Fugen geratene Preise und Gebühren. Teure Liegeplätze in überfüllten Marinas. Keine Ankerplätze mehr, sondern überall nur noch teure Bojenfelder. Und und und.

Und dann kam Corona und hat Kroatien leergefegt. Nicht von den Einwohnern, Gottseidank, aber von den Touristen und Charterbooten. Und so hatten wir hier etwa die gleichen Verhältnisse wie schon in Montenegro. Wir hatten Kroatien praktisch für uns allein.

Und hier schon mal ein kleines Beispiel dafür, was wir antrafen: dies ist der Haupteingang in die Altstadt von Dubrovnik. Hier müssen normalerweise die Kreuzfahrer, Selfiehelden und Touristengruppen stundenlang anstehen, um Einlass in die Stadt zu erhalten…!

Blick zurück , byebye Montenegro, war nett dich kennengelernt zu haben.

Aber alles der Reihe nach. Also, wir ja los von Montenegro Richtung Norden. Erst kein Wind, kein Mensch, kein Boot.

Unter Gennaker an der Altstadt von Dubrovnik vorbeigesegelt. Als einziges Segelboot weit und breit. Mist! Und ausgerechnet dann, wenn es keine Touristen hat, die dieses Grossereignis von der Stadtmauer aus auf ihre Handys bannen können. Aber unser Ego steht so solide wie der Geni. Wir werden das später begiessen.

Kurz bevor wir abbiegen müssen Richtung Marina , Geni zurück in Kiste, Genua raus. Kurz vor der Einfahrt in den Ombla Fluss Segel runter und wieder mal unter einer Brücke Schweissausbrüche wegen der Masthöhe und unter Motor die zwei Seemeilen bis zur ACI Marina Dubrovnik getuckert.

Anlegemanöver durch Skipper too, allerseits erstaunt begafft. Dort werden wir gleich wieder verscheucht, da wir noch nicht in Kroatien einklariert haben. Offenbar waren die Informationen aus dem Internet falsch, die besagten, dass die ACI Marina über eine Einklarierungsstelle verfügt. Also zwei Seemeilen zurück bis nach Gruz Dubrovnik, diesmal ohne Schweissausbrüche…

…dann wieder mal das zweifelhafte Vergnügen des Anlegens an einer Hafenmole vor einem Zollgebäude, Skipper One mit Papieren und Pässen unter dem Arm auf Stempelrally. Den Rekord des Ausklarierens aus Montenegro konnte klar nicht gehalten werden, aber dreissig Minuten später winkt er mir siegreich mit den gestempelten und teuer bezahlten Dokumenten zu. Zurück auf’s Schiff, ablegen, zum dritten mal an diesem Tag unter der Brücke durch, wieder zwei Seemelen in die ACI Marina, Anlegemanöver wiederum von Skipper too, diesmal ohne Zuschauer, denn es ist schon dunkel.

Am nächsten Tag hätte es eigentlich stürmen sollen, doch wir erwachen zu lieblichem Sonnenschein, also wieder einmal Pläne in den Eimer, Frühstücken, zum Bus spaziert und ab nach Downtown Dubrovnik .

Und voilà, der alte Hafen von Dubrovnik…

…die leergefegte Altstadt…

…leergefegte Bars und Restaurants.

Aber ein paar wenige Bars an der Hauptstrasse hatten offen und dort genehmigten wir uns eine Erfrischung.

Danach schlenderten wir weiter durch die schönen alten Gassen und waren auch bald schon wieder durstig.

Wir entdeckten diesen kleinen Durchgang in der Stadtmauer, der mit „Drinks“ gekennzeichnet war. Neugierig steckten wir die Köpfe durch und entdeckten eine wunderbare Sunset Lounge und bestellten ein Apéro.

Und hier waren wir gestern unter Gennaker vorbeigesegelt, hach! Vielleicht sassen ja gestern auch Leute hier und sahen uns zu und wünschten sich, auch einmal so etwas zu erleben…!

Dann fanden wir in einer Seitengasse ein hübsches Restaurant und bestellten Essen. Zuerst gab es typische Kroatische Spezialitäten. Anschliessend bekam ich Cevapcici und Skipper One fried Octopus. Sehr lecker.

Onofriobrunnen – Velika Onofrijeva fontana

Nach dem Essen schlenderten wir durch die inzwischen wirklich leere Stadt zurück zum Ausgang und zurück zur Bushaltestelle. Dann ging’s zurück zur Marina und zum Boot, wo schon bald Lichterlöschen war.

Am nächsten Tag war er dann da, der versprochene Regen und wir nutzten den Tag für schon lange anstehende Arbeiten. Erst trabten wir aber trotz Regen zum Shipchandler in der Marina. Dort hoffte Skipper, die benötigten Ersatzteile für die seit Durres kaputte Ankerwinsch zu finden und ich hoffte passendes Leinenmaterial zu finden, mit dem ich den angefangenen Bordteppich fertig stellen konnte. Aber wir wurden beide enttäuscht. Der Shipchandler entpuppte sich als kleiner, chaotisch eingerichteter, von einem unmotivierten Typ geführter Gemischtwarenladen. Kein Glück hier.

Aber es gab im Dorf einen weiteren Shipchandler und Lebensmittel brauchten wir ja auch noch. Ab durch die Mitte auf unseren Brommies und raus zum Shipchandler. Aber auch der war unbrauchbar. Ausser Fischereibedarf gab es nicht viel Brauchbares.

Aber wenigstens gab der Mini Supermarkt im Dorf was her. Dort konnten wir uns mit Lebensmitteln eindecken. Auf dem Hinweg erstand der Skipper aber doch noch ein paar Teile beim Marina Shipchandler und als wir wieder beim Schiff ankamen, waren wir ziemlich geschlaucht und ziemlich nass.

Dann baute der Skipper seine neu erstandenen Teile ein und stellte fest, dass das Problem mit der Ankerwinsch gar nicht an diesen Teilen lag, sondern irgendwo anders. Und das fluchende Gemurmel aus dem Vorschiff machte mir klar, dass ich mich am besten ganz klein machte.

Irgendwann gab es dann einen ordentlichen Knall und im ganzen Schiff wurde es dunkel! Holy shit! Ich hechtete schon in Richtung Feuerlöscher, konnte aber auch nach intensivstem herumschnüffeln im Boot kein offenes Feuer entdecken. Anschliessend schaute ich, ob der Skipper noch lebte (man hat halt seine Prioritäten)!

Doch der kam ziemlich verdattert, aber offenbar lebendig aus der Vorschiffkajüte und machte sich sogleich (wie eine wild gewordene Hummel, wenn ich mal so sagen darf) auf die Suche nach der Fehlerquelle. Inzwischen war es schon dunkel und Skipper One durchleuchtete mit der Taschenlampe jeden Winkel im Schiff.

Irgendwann fand er heraus, dass er die Hauptsicherung die irgendwo in den Tiefen unserer Stromversorgung versteckt war, durchgebrannt hatte. Und so eine hatten wir natürlich nicht vorrätig auf dem Schiff. Aber das war offenbar kein Problem für den Skipper. Er werkelte, bohrte, feilte und schraubte eine Weile an irgend etwas herum und wenig später ging das Licht im Schiff wieder an, yay!

Was er genau gemacht hat, das behalt ich jetzt lieber für mich. Denn sonst werden wir noch verhaftet wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit  oder so was. Auf jeden Fall konnte er am nächsten Tag beim Schipchandler eine neue Sicherung kaufen und alsbald den originalen Zustand wieder herstellen. Nullo Problemo!

Am nächsten Tag gingen wir noch einmal einkaufen, fluchend die Schweinisch teure Marina bezahlen, illegal Wasser bunkern und dann nix wie ab durch die Mitte.

Byebye Dubrovnik, wir kommen bestimmt wieder hier vorbei, werden uns aber eine andere Marina suchen. Bald schon setzten wir Segel und  zickzackten Richtung Norden.

Das Wetter war wunderbar , wir hatten super Wind und waren vergnügt. Als erstes wollte ich von Lopud einen Blick erhaschen. Lopud ist eine kleine Insel ganz in der Nähe von Dubrovnik und dort hatte ich mit Mutter und Bruder im Jahr 1975 die ersten Ferien am Meer verbracht. Damals war Kroatien noch im Staatenverbund von Jugoslawien integriert.

Ach, was hatte sich in der Zwischenzeit doch alles verändert! Und deshalb war es erstaunlich, dass das vom Staat betriebene Hotel von damals immer noch stand! Es erstrahlte im neuem Glanz und ich musste lächeln in Erinnerung an die guten Zeiten, die wir hier auf dieser kleinen Insel verbracht hatten.

Aber wir wollten weiter. Der Wind nahm zwar immer mehr ab, aber es reichte fast bis an unser nächstes Ziel, die Insel Sipan.

Es war schon Abend, als wir nördlich der Insel Sipan in die Bucht Sipanske Luka einbogen und mit diesem spektakulären Panorama belohnt wurden.

Da vorne lag die Bucht mit dem kleinen Ort Sipan. Wir warfen zuvorderst in der Bucht Anker und Skipper machte wie immer den Smutje und bereitete das Abendessen zu. Wir hatten geplant, mindestens drei Nächte hier zu bleiben, denn morgen würde ein ordentlicher Sturm aus Süden über uns hinwegzeihen und diese Bucht bot den besten Schutz.

Ausserdem kannten wir diese Bucht schon. Denn wir hatten hier vor zehn Jahren schon einmal vor Anker gelegen, damals noch mit einer Charteryacht. Und wir hatten nur gute Erinnerungen an dieses Kleinod.

Jaja, da chillen sie noch…!

Am nächsten Morgen war es aber noch ganz friedlich und so paddelten wir mit Seppi ans Ufer und besuchten die Orte, die wir noch von früher kannten. Nicht viel hatte sich seither verändert. Die Konoba U Balda gab es immer noch und so setzten wir uns an einen der Tische und bestellten etwas zu trinken. Der Wirt war immer noch der gleiche, aaber er konnte sich natürlich nicht mehr an uns erinnern. Mach nix, wir sind trotzdem happy, dass wir wieder hier sind.

Im Restaurant sass auch eine ältere Dame, die hörte wie Max und ich Schweizerdeutsch sprachen. Darauf sprach sie uns auf Deutsch an und fragte uns, von wo wir kämen uns wie wir denn um diese Jahreszeit und noch dazu in Zeiten von Corona auf diesen Ort gekommen waren. Wir erzählten ihr ein wenig, woher wir kommen und was wir so machen und sie erzählte uns, dass sie im Sommer hier auf der Insel lebe, jetzt aber bald für den Winter zurück nach Deutschland reise.

Sie erzählte uns dann auch, dass sie als junge Frau hier auf der Insel Urlaub gemacht und sich in einen Einheimischen verliebt habe. Den habe sie geheiratet, drei Kinder bekommen und mit ihm und ihrer Familie hier gelebt. Der Mann sein früh gestorben, aber sie war geblieben bis der Krieg ausbrach. Dann wurde sie zusammen mit ihren Kindern nach Deutschland deportiert. Sie hat uns noch einiges aus dieser schweren Zeit erzählt und ich war masslos beeindruckt von dieser Frau!

Und während sich Skipper One weiter unterhielt mit der Frau, ging ich auf Fotopirsch.

Auch den schönen alten Palazzo mitten im Dorf gab es noch! Und er war immer noch leer und verlassen! Meine Güte, was man aus diesem Prunkstück alles machen könnte…!

Aber bald schon nahm der Wind zu und ich konnte vom Kirchplatz aus sehen, dass inzwischen noch andere Boote hier Schutz gesucht hatten. Es wurde Zeit, zum Schiff zurückzukehren und der Dinge zu harren, die da kommen würden.

Und es dauerte nicht lange, dann legte das Unwetter so richtig los. Immer mehr Boote kamen in die Bucht, um hier den Sturm abzuwettern. Wir lagen wie einbetoniert an unserem Anker und beobachteten interessiert, wie immer wieder mal ein Boot den Anker neu auslegen musste. Ein Katamaran versuchte erst, an der Stadtmole anzulegen, rammte dabei ein Fischerboot und verhedderte sich mit seinem Dinghi Halter in dessen Ausleger. Mehrere Leute und die ganze Crew brauchten eine ganze Weile, bis die beiden Boote auseinandergefriemelt waren. Und das bei Starkwind!

Danach versuchte der Kat, an der Mole der Fähre anzulegen, wurde aber von den Bewohnern umgehend wieder verscheucht. Anschliessend versuchte er es mit Ankern, was ihm nach etwa drei Versuchen auch gelang. Wir jedenfalls behielten die Chaotentruppe argwöhnisch im Auge.

Und obwohl auch AnnaSophie wie wild an der Ankerkette riss, so konnten sich doch wenigstens keine grossen Wellen bilden. Ganze 24 Stunden wütete das Wetter über die Insel, auch durch die Nacht hindurch hielt das Fauchen und Toben an. Die Windböen hämmerten teilweise wie Faustschläge auf unser Boot ein. Aber es blieb alles heil. Erst am Nachmittag des nächsten Tages beruhigte sich die Lage wieder.

Die Charterboote verschwanden eines nach dem anderen und wir bedauerten die armen Crews, die sich mit Sicherheit durch riesige Wellenberge hindurch zu ihren Charterbasen zurückkämpfen mussten. Wir blieben wo wir waren.

Am Abend ging es dann noch einmal auf Landgang in die Konoba U Balda. Geselliges Treiben empfing uns, als wir ein Glas Wein bestellten. Das Grüppchen am Nebentisch diskutierte lautstark über irgendwas. Auf einmal fragte uns die junge Frau am Nebentisch, ob wir schon mal frisch gepresstes Olivenöl probiert hätten.

Verdutzt verneinten wir. Dann fragte sie, ob wir das gern mal probieren wollten. Wir sagten natürlich sofort ja! Sie brachte uns zwei Teller und eine PET-Flasche mit giftgrünem Inhalt. Sie goss ein wenig davon in die Teller und brachte noch frisches Brot. Das Brot war sogar noch warm und zusammen mit dem frischen Olivenöl schmeckte es ganz vorzüglich!

Wir fragten dann verdutzt, wo das denn alles her käme. Daraufhin erzählte sie, dass sie alle zusammen für die gleiche Anwaltsfirma arbeiten und dass sie alle jedes Jahr zur Olivenernte hierher kämen um Oliven zu ernten. Der Chef der Anwaltsfirma besass offenbar hunderte von Olivenbäumen hier auf der Insel und für sie sei es jedes Mal ein riesen Spass, einmal die Büro Luft gegen die Meer Luft hier eintauschen zu können. Woah!.

Sie wollten dann natürlich auch wissen, woher wir denn kämen, denn schliesslich seine diese Jahr nur im Sommer ein paar einzelne Touristen hierher gekommen. Wie erzählten, dass wir vor zehn Jahren schon einmal hier gewesen seien mit einem Charterboot und jetzt seien wir mit der eigenen Jacht hier. Denn wir hätten Sipanska Luka und die Konoba U Balda nie vergessen.

Das fanden sie so cool, dass sie uns noch eine andere Spezialität offerierten. Einen Likör, den man mit Eis und Zitronensaft geniesse. Wer würde da schon nein sagen!

Und auch der Wirt, den hier alle Baba nannten, gesellte sich noch zu uns und wir erzählten noch einmal die Geschichte, als wir vor zehn Jahren hier bei ihm gewesen seien und ihn gefragt hätten, ob er Grappa Serviere und wie er damals erwidert hatte „No, we don’t have Grappa!“ und wie wir damals enttäuscht drein geschaut hatten. Aber als er fortfuhr „We only have Homemade Grappa!“ hätten wir sofort zugegriffen. Und der „Homemade Grappa“ ist uns zehn Jahre in Erinnerung geblieben…!

Dann fragte uns Baba, ob wir den gerne etwas von dem Grappa von damals hätten. Da konnten wir nicht nein sagen! Denn das Zeug schmeckt immer noch teuflisch gut. Da ging der Wirt in seine Bar und füllte uns von einem Kanister eine Flasche voll ab. Und der Spass kostete uns neun Euro. Yay! Das war ein Deal!

Oh Boy! Wir jedenfalls haben uns schon für das nächste Jahr angemeldet. Und dann nehmen wir eine von Baba’s Bojen und parkieren unser Boot gleich vor seiner Konoba. Jawoll!

1 Kommentar
  1. Hallihallo. Auf und ab geht es mit dem Wetter bei euch. Aber ihr seid wetterfest und frohen Mutes und das ist gut so. in der nachnachsaison plus zeiten der Pandemie seid ihr wirklich fast die einzigen Touristen. Das schöne ist, dass ihr dafür persönlichere Begegnungen mit Einheimischen habt, die in der Hektik und im Rummel der Sommersaison sonst nicht möglich wären. Hat Qualität und bleibt wohl unvergesslich.
    Gute Weiterfahrt und ein Prost auf Babas Grappa 😉
    Cheers, Barbara

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