Au revoir, Corse – bienvenu en Côte Azur

Zuhause in der Schweiz lag der Winter in der Luft, Stiefel wurden geschnürt und Mäntel entmottet.

Und wir planschten noch im warmen Mittelmeer Wasser herum. Und das Mutterseelenallein!! Gestern war noch eine andere Yacht mit uns vor Girolata vor Anker gelegen, aber heute hatten wir diesen speziellen Ort für uns allein!

So etwa musste es sich anfühlen, irgendwo im Pazifik vor einer einsamen Insel vor Anker zu liegen…

Sogar das Wetter machte meistens mit. Nur ab und zu ballten sich die Wolken noch bedrohlich zusammen. Aber das war eher fotogen als fürchterlich. Nach all dem was wir in den letzten paar Tagen erlebt hatten, konnte uns das Wetter nicht mehr so schnell erschüttern.

Und so genossen wir die friedliche Stille in der Bucht in vollen Zügen. Aber auch hier hatte das Unwetter vom 29. Oktober Schäden angerichtet. Bei einem Landgang entdeckten wir auch hier gestrandete Schiffe und eine Unmenge von Wrackteilen am Ufer. Und auch hier entschlossen wir uns wieder spontan zu helfen und füllten wieder mehrere Plastiksäcke mit Unrat, die wir dann in einer speziell dafür aufgestellten Tonne entsorgen konnten. Wieder war es nur ein Tropfen auf den heissen Stein, doch war es besser als gar nichts. Die Rangerin bedankte sich jedenfalls mit einem Kopfnicken für unseren Einsatz.

Wir sahen eine wunderschöne Traditionsyacht, die wohl nicht mehr zu retten war. Diese war offenbar vom Unwetter mit einem Faustschlag auf die Felsen geworfen worden und es klaffte ein riesiges Loch in der Bordwand. Einbauten und Ausrüstung quollen wie Gedärm aus dem offenen Bug. Ein schlimmer Anblick.

Auch ein Ausflugsboot war der Gewalt des Wassers zum Opfer gefallen. Es lag wie ein toter Wal am Strand. Doch es schien unversehrt, wohl weil es aus Stahl gebaut war. Um das Scvhiff herumm wurde geschaufelt und gebaggert wie wild. Offenbar wollte der Besitzer dieses Bootes sein Eigentum so schnell wie möglich wieder im Wasser haben.

Und wir hatten einen Logenplatz, um die “Mission beached whale” genüsslich zu verfolgen. Wir fanden den Murks jedenfalls sehr amüsant…!

Und so friedlich und schön ist La Girolata normalerweise im Sommer. Diese Bilder stammen aus dem Jahr 2008, als wir mit Freunden diese Küste mit einem Charterboot besegelten. Da dieser Ort nur vom Wasser her erreichbar war, hatten sich hier so eine Art Hippiekommune angesiedelt.

Es gab hübsche Läden mit allerlei selbstgemachten Artikeln und sehr viel Entspannung. Auch die wenigen Restaurants waren sehr beliebt und es gab einige exquisite Feinschmeckerlokale darunter. Aber eben, jetzt war November, alles war zu bis auf die Rangerstation und wir hatten die Bucht für uns allein.

Nach einem weiteren erfrischenden Bad im Meer trieb uns ein Wolkenbruch aus dem immer noch warmen Wasser. Als Trost gab es wieder einmal einen Sonnenuntergang der Extraklasse…!

Am nächsten Tag waren wir wieder unterwegs Richtung Norden. Wir waren das einzige Boot weit und breit und das Wetter bot ein Schauspiel…

…das uns wieder einmal bewusst werden liess…

…wie gewaltig die Natur war, wenn sie in Laune war und sich unbeobachtet fühlte.

Es war schon spät am Abend, als wir Calvi erreichten. In der verlassen wirkenden Marina schmissen wir uns an einen Steg und machten uns auf den Weg in die Stadt, wo wir unseren Anleger in einer Bar in Hafennähe einnahmen. Danach spazierten wir durch die Gassen auf der Suche nach einem Restaurant.

Viele Restaurants waren schon zu, aber in der Rue Alsace Lorraine wurden wir fündig. Das “La Voglia Di” war noch geöffnet und wir konnten sogar noch draussen essen. Und das Essen war superfein! Mit vollen Bäuchen spazierten wir zum Boot zurück wo wir bald in die Kojen fielen.

Am nächsten Tag war ein Besuch auf der Citadelle de Calvi auf dem Programm. Aber hier war nun wirklich schon alles zu. Doch die vielen Lokale liessen einen erahnen, dass hier im Sommer Halligalli sein musste.

Aber wenigstens konnten wir uns von dort oben davon überzeugen, dass unser Bootchen noch da war und spazierten dann wieder zum Hafen zurück.

Anschliessend fuhren wir mit den Brommies zum nächsten Supermarkt und deckten uns noch ordentlich mit Heimischem Schaffen ein. Danach verzog sich der Skipper in die Kombüse, wo er für diesen Abend vorkochte, denn wir wollten an diesem Abend den Sprung/Törn ans Festland von Frankreich wagen.

Und beim Eindunkeln gings dann los. Kurz nach sechs Uhr legten wir ab und setzten Segel. Das bedrohlichste auf dem ganzen Weg waren die Felsen des Cap de la Revellata gleich am Anfang, der Rest des Weges brachten wir problemlos hinter uns.

Früh am Morgen ging uns dann die Luft aus, sprich, der Wind fiel auf Null zusammen. Wir zogen die Segel ein und motorten Richtung Port Grimaud. Irgendwann nahm der Wind wieder zu, aber ein ungutes Gefühl hielt uns davon ab, noch einmal Segel zu setzen. Und je näher wir der Küste kamen, um so bizarrer wurde das Wetter.

Am späteren Vormittag hatten wir dann die Küste von Südfrankreich schon fast erreicht, als das Unheil über uns hereinbrach…!

Plötzlich waren wir von unzähligen Windhosen umzingelt und die Einfahrt zum Golf von Saint Tropez verschwand hinter einer schwarzen Wand! Da war kein Durchkommen mehr!

So etwas hatten wir noch nie erlebt!!! Und da wir keine Lust hatten herauszufinden, wie sich unser Bootchen bei einem Crash mit so einem Twister verhalten würde, schlugen wir einen Haken nach dem andern, um diesen Monstern zu entgehen.

Und nach über zwei Stunden hatten wir es geschafft. Die Einfahrt in den Golfe de Saint-Tropez war wieder frei. Erleichtert motorten wir Richtung Port Grimaud.

Und als wir das hübsche Saint Tropez querab hatten, liess uns so ein Kribbeln im Nacken noch einmal zurückschauen und wow! Dort waren wir vor ein paar Minuten noch herumgeturnt. Phew! Jetzt reichte es uns aber definitiv.

Und so sah unser Trip aus von Korsika nach Südfrankreich…!

Aber schon bald lag die schützende Einfahrt von Port Grimaud vor uns und wir legten uns ziemlich genau um die Mittagszeit vor der Capitainerie an die Mole. Diese war natürlich noch zu, würde aber in einer halben Stunde aufmachen. Wir vertrieben uns die Zeit mit einem Anleger und zur Feier des Tages und um auf das aussergewöhnliche Ereignis von heute anzustossen, machten wir eine Flasche Prosecco auf.

Aber kaum hatten sich unsere immer noch zu Berge stehenden Haare gelegt, kam ein dunkel gekleidetes Grüppchen auf uns zu. Das Grüppchen von vier Männern und einer Frau entpuppte sich als Beamte der Zollbehörde und die kamen zielstrebig auf unser Schiff zu. Ach du lieber Himmel, die wollten doch nicht etwa…doch, sie wollten. Sie begrüssten uns freundlich und liessen uns wissen, dass sie nun gerne unser Schiff kontrolliert hätten.

Mais oui, pas de problème! Entrez donc! Kein Problem, kommen sie nur rein! Und so stiegen einer nach dem andern den Niedergang hinunter ins Innere des Schiffes. Ich muss sagen, es wurde ganz schön eng in unserem Salon. Die Dame war ganz offensichtlich der Boss. Und einer der Männer war offensichtlich der «Lehrling». Sie drückte dem Lehrling eine Liste mit Fragen in die Hand und hielt ihn dazu an, uns die Fragen auf der Liste zu stellen. Dann wollten sie sämtliche Schiffspapiere sehen, stellten unzählige Fragen zu unseren Reisen, öffneten jedes Schapp und wollten wissen, wo wir unseren Bordsafe/unsere Waffen/Drogen hätten.

Bordsafe? Waffen! Drogen? Mais vraiment?! Völlig entspannt konnten wir alle Fragen beantworten. Und als die Beamten anfingen, Bootspezifische Fragen zu stellen und wir den Einen oder Anderen dabei beobachten konnten, wie er interessiert die Schapptürchen auf- und zu machte oder liebevoll über die Kanten der Abdeckungen strich, wurde uns bewusst, dass sich das Interesse eher auf das Boot konzentrierte als auf eventuelle Drogen oder Waffen. Wir mussten innerlich grinsen, während wir immer noch Fragen beantworteten.

Irgendwann hatten sie sich davon überzeugt, dass wir keine Steuerhinterzieher oder Drogenschmuggler waren. Sie händigten uns eine Bescheinigung aus, die uns vor weiteren Durchsuchungen durch Zollbeamte schützen sollte. Yay, so hatte sich der ganze Aufwand wenigstens gelohnt.

Und die Capitainerie hatte inzwischen auch auf gemacht und wir konnten einen Platz ergattern irgendwo in den unendlichen Tiefen von Port Grimaud.

Port Grimaud war – wie vieles hier an der Südfranzösischen Küste – eine künstlich angelegte Marina im venezianischen Stil. Es gab unzählige Kanäle, Brücken und verwinkelt gelegene Anlegeplätze. Alles schien gut geschützt zu sein und wir dachten ernsthaft darüber nach, unser Boot hier zu überwintern.

Wir parkierten AnnaSophie in der vorgegebenen Lücke zwischen zwei dicken Pötten und gingen auf Erkundungstour. Es gab viele kleine Geschäfte und Restaurants und das allerschönste war, dass es eine Boulangerie ein paar Schritte von Boot gab.

Wir fanden eine Bar und genehmigten uns einen Mojito, den wir fast ekstatisch genossen. Oh Mann, den hatten wir uns aber wirklich verdient heute!

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