Der 19. Februar 2013 war ein grauer Tag. Es war nass, kalt und windig als wir uns an der Werftbucht der Flevo Marina von Lelystad aufstellten, um ein lange erwartetes Ereignis zu bezeugen.
Heute würde AnnaSophie eingewassert werden! Wir waren schon einen Tag früher angereist, um auch ja nichts zu verpassen. Wir fühlten uns fast ein bisschen so wie stolze Eltern am ersten Schultag der Kinder.
Voller Erwartungen waren wir bei den Verkaufshallen von C-Yacht auf unser Schiffchen zugegangen. Das Boot hatte den Transport von Heerenveen nach Düsseldorf (war an der Boot 2013 ausgestellt) und von Düsseldorf wieder zurück nach Holland anscheinend gut überstanden. Man durfte also mit reinem Gewissen behaupten, dass das Boot bis Dato mehr Kilometer auf der Strasse als Meilen durch’s Wasser zurückgelegt hatte… 😉
Und zum ersten Mal konnten wir nun auch unseren zukünftigen Mast begutachten! Woah, das Ding hörte ja gar nicht mehr auf! Waren die sicher dass das unser Mast war!?! Yep, das ist Unserer. Leinen waren drin, und der Radarreflektor sah zum Anbeissen aus. Nach der Montage würde das Ding 20 Meter über die Wasserlinie ragen…!
Dann kam schon bald der Transporter und unser Bootchen wurde routiniert verladen und zur Einwasserungsbucht gekarrt. Ich konnte gar nicht hinsehen, wie das Boot gefährlich schwankend über die mit Schlaglöchern gespickte Piste wackelte. Gefühlte dreitausend mal flüsterte ich zu mir selber: “Der Schwerpunkt ist im Kiel, der Schwerpunkt ist im Kiel, der Schwerpunkt ist im Kiel!” Aber der Chauffeur machte das ganz offensichtilich auch nicht zum ersten Mal und so machte es ratzfatz und AnnaSophie stand in der Kranbucht.
Und das war dann der Moment, auf den wir ein Jahr lang gewartet hatten…!
Hach, was für ein Anblick!! Aber es gab noch viel zu tun! Als nächstes stand das Stellen des Mastes auf dem Programm. Dafür musste AnnaSophie die Box wechseln. Und der Mast musste erst vorbereitet werden.
Erst wurden die Salinge Montiert, die horizontalen Verstrebungen des Mastes.
Gleichzeitig wurden noch die Wanten, starke Stahlseile zur vertikalen Stabilisation des Mastes montiert.
Natürlich durften auch das Topplicht (Segellicht) zuoberst im Mast und das Dampferlicht (Motorlicht) in der Mitte des Mastes nicht fehlen.
Auch an das kleinste Detail wurde gedacht wie die Leine für die Gastlandflagge. Wir waren erstaunt wie professionell die Männer der Werft zu Werk gingen! Wie exakt die Reihenfolge der zu montierenden Bauteile eingehalten werden musste, um am Schluss kein Chaos am Mast zu haben. Denn die Leute wussten genau, wenn der Mast stand gab es kein Zurück mehr!
Dann bekam AnnaSophie ein paar flauschige Decken verpasst. Nein, nicht zum Warmhalten, sondern um den Decksbelag während des Maststellens zu schützen.
Und so lief das Stellen des Mastes dann ab.
Und schon bald wussten wir, warum das Deck so sorgsam abgedeckt worden war. Das sah ja furchterregend aus!!
Scheiss Kälte! Aber zum Glück war die Arbeit körperlich anstrengend und hielt die Männer wenigsten so warm. Das Ablängen der Wanten sah furchteinflössend aus! Und das Einpressen der Walzterminale für die Wantenenden mittels Hydraulikpresse war nix für schwache Nerven.
Dann musste noch der Baum angeschlagen werden. Was schon fast ein Kinderspiel war.
Tja, jetzt war AnnaSophie schon sehr nah dran ein richtiges Segelboot zu sein. Jetzt fehlten noch die Segel und getauft werden musste sie auch noch. Und dann würde sie schon bald ihre “Flügel” ausbreiten können…!