Alles gut gegangen

Rechtzeitig zum letzten Tag ihres Schottland Besuches zeigte sich die Sonne! Der Wind blies zwar immer noch mit unverminderter Kraft, aber der Wunsch endlich von hier weg zu kommen, war zu gross. Wir wollten alle weg. Aber bevor wir ablegen konnten, musste das Boot noch segelfertig gemacht werden.

20140819-02Dann besprachen wir das Ablegemanöver. Da der Wind immer noch mit Böen von bis zu 35 Knoten blies und uns seitlich und von Hinten an den Steg drückte, war ein Eindampfen in die Spring und dann mit Vollgas rückwärts aus der Box die einzige Möglichkeit, heil hier raus zu kommen. Vor allem brauchten wir Schub! Und – wie ihr vielleicht bereits geahnt habt – genau jetzt weigerte sich die Kupplung mitzuspielen.

Max und ich schauen uns nur noch an. Ein Ablegen mit 1,5 Knoten Schub war eigentlich Selbstmord. Aber wenn wir hier bleiben würden, wäre der Tag wohl auch gelaufen. Also probierte Max immer und immer wieder, einzukuppeln. Aber da war scheinbar nichts zu machen. Dann kamen wir auf die wahnwitzige Idee, uns Zentimeter um Zentimeter mit Hilfe der Leinen nach Hinten zu ziehen und uns dann quasi aus der Box fallen zu lassen. Das war aber wahnsinnig riskant, da alles Mögliche passieren konnte. Vor allem konnte das Boot Schaden nehmen, wenn uns der Wind irgendwo hindrücken würde, wo wir uns nicht mehr befreien konnten.

In der Zwischenzeit hatten mehrere andere Boaties bemerkt, dass wir Probleme hatten. Unsere Aktionen waren aber offenbar so konfus, dass sie uns zuerst fragten, ob wir denn An- oder Ablegen wollten. Als wir erklärten, dass wir eigentlich ablegen wollten aber unsere Kupplung nicht mitspielen würde, rannte einer zu seinem Boot zurück mit der Begründung, er wolle doch lieber mal sein eigenes Boot noch besser fendern, falls wir an seinem Boot hängen bleiben würden. Tja, jeder ist sich selbst der Nächste…

Peter und ich bedienten die Vorleinen, während Katja die Achterleinen löste. Inzwischen hing AnnaSophie schon gefährlich weit aus der Box und – ehrlich gesagt – ich wusste nicht, ob ich beten, die Augen schliessen oder mich zwischen mein geliebtes Boot und den Steg werfen sollte.

Und dann fing sich die Kupplung! Der Schrei „Leinen Los!!“ kam einstimmig und innert Sekunden waren wir frei und unser Skipper steuerte das Boot im tosenden Wind sicher an allen Hindernissen vorbei aus der Marina.

20140819-03Das war Adrenalin Hoch vier! Aber schon hatten wir mit vereinten Kräften die Segel gesetzt und der erste Schreck war bald vergessen. Und dann ging ordentlich die Post, oder besser gesagt, die AnnaSophie ab.

Geplant hatten wir, wieder zurück nach Fort William zu segeln und dort hinter der ersten Schleuse in der Corpach Marina zu übernachten. Von dort konnten Peter und Katja dann am nächsten Morgen bequem die fünf Minuten bis zum Bahnhof laufen und dort den Zug nach Glasgow besteigen.

20140819-04Aber bis dorthin waren es noch 32 Seemeilen. Doch zum Glück hatten wir ja genügend Wind und so kamen wir flott voran. Und wir hatten an diesem Tag noch keinen einzigen Regetropfen verspührt! Wow, was für ein Tag!

20140819-05Und den Segel Rookies Peter und Katja schien es rieseig Spass zu machen, ein paar Action geladene Wenden hinzulegen und mit Geschwindigkeiten von über 8 Knoten über den Lynn of Lorn zu sausen.

20140819-06Je näher wir aber unserem Ziel kamen, um so mehr nahm der Wind ab. Aber es reichte immer noch für ein vergnügliches Segeln. Und als wir am nördlichen Zipfel von Lismore Island ein paar kleinere Inseln passierten, bekamen wir sogar noch Robben zu sehen, die faul am Strand abhingen und uns gelangweilt musterten.

20140819-07Endlich, endlich hatte ich doch noch ein Foto von den Viechern. Nachdem sie mir von Schweden bis nach Norwegen jedesmal erfolgreich vor der Linse weggetaucht waren und wir ja unseren Spaziergang zur Robbenkolonie auf Kerrera wegen Flut hatten abbrechen müssen. Yep! Geduld bringt Robben!

20140819-08EIn paar Wenden noch und dann war der Wind praktisch ganz eingeschlafen. Und bevor wir die Enge beim Corran Point Leuchtturm passierten, warfen wir den Motor an.

20140819-09In der Ferne war unser Ziel schon fast zu erkennen. Doch plötzlich war da noch etwas anderes zu erkennen. Verdutzt rieben wir uns die Augen. Ein tieffliegendes Flugzeug kam direkt auf uns zu. Na so was?!? Und es kam immer näher. Und es war tief, sehr tief. Wir zogen langsam die Köpfen ein…

Schwein gehabt. Nadem wir noch eine Weile lang über den Sinn und Zweck dieses Tiefflugs gerätselt hatten, waren wir schon fast am Ziel.

20140819-10Und dann hiess es schon bald „Leinen und Fender bereit!“ und wir konnten schon nach wenigen Minuten Wartezeit in die Corpach Schleuse einfahren.

20140819-1120140819-12Und nachdem wir das Schleusengeld bezahlt, die AnnaSophie in der Marina vertäut und uns versäubert hatten, fuhren wir mit dem Taxi nach Fort William und machten uns einen schönen, albernen, gutgelaunten Abend mit einem Barmeal im Grog & Gruel und einem Absacker im Maryburgh Pub.

20140819-13

Tja, und am nächsten Morgen dann das Unvermeidliche…

20140819-14Liebe Katja, lieber Peter, das war wettwermässig ja ein ziemlicher Höllenritt und mit dem Leinen aufschiessen hapert’s auch noch. Nur das Frühstück, das ihr jeden Morgen zubereitet habt, war Klasse. Würde sagen, Übung muss aber trotzdem wiederholt werden. Aber das nächte mal in doppelter Länge und bei mindestens 30°.

Alles Liebe und bis bald wieder auf „The smallest luxury yacht of the world“!!

2 Kommentare
  1. Hallo ihr beiden Seefahrer 😉
    Es hat toll Spass gemacht mit euch, übrigens 9.4 Knoten…(Beweis kommt noch)
    Wir sind beide richtig scharf geworden für diese Schräglagen, und Sonne mit 30Grad tönt auch ganz gut.
    Hab noch ein paar Fotos und Filme, schicke diese auch noch per mail.
    So wies aussieht seid ihr gestern auch noch in Fort Williams übernachtet? Bei uns wurde alles auf unkomplizierte Weise gemanagt nach diesem Unfall, so das wir immer noch 2h Zeit hatte Glasgow anzusehen…auch eine schöne Stadt

    Lieba Gruess euch beiden und vielen Dank für dieses wunderschöne Erlebnis
    Katja und Peter

    1. Hoi zäme! Freut mich dass ihr das doch eher makabre Erlebnis einigermassen gut überstanden habt. Und das mit den 30° (kann auch 5° pro Tag sein ;-)) ist bitte Wörtlich zu nehmen!!

      Alles Liebe und bis bald wieder auf der Anna Sophie
      Doris

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

SIE KÖNNEN AUCH MÖGEN