Let’s sail to Giglio

Porto Vecchio von San Stefano. Wir hatten uns ja am Vorabend einfach hier an die Mole geschmissen, da es langsam dunkel wurde. Und am morgen wurde uns dann wieder mal so richtig voll bewusst, wie klein unser Bootchen doch war im Vergleich zu den Super-Yachten, die hier die Häfen verstopften.

Diese Lücke würden wir so schnell nicht ausfüllen können. Und nicht mal Strom anschliessen konnten wir, da die Stromanschlüsse hier doppelt so gross im Durchmesser waren wie unser Stecker. Und überbrücken war wohl auch keine gute Idee. Das hätte ein schönes Feuerwerk gegeben.

Wir konnten aber wenigstens unseren Kühlschrank und unsere Schapps wieder füllen. Und den Strom musste halt wieder mal die Sonne liefern.

Und so waren wir schon bald wieder unterwegs, diesmal zu einem Ziel, das im Jahr 2012 auf unrühmliche Art berühmt wurde: die Insel Giglio.

An dem Felsen (hier im Bild) dieses wunderschönen Inselchens klebte bis vor vier Jahren die Costa Concordia, das Kreuzfahrtschiff das von Capitano Schettino hier versenkt wurde.

Da wir eine der Ankerbuchten südlich von Giglio ansteuerten, bekamen wir auch noch den Felsen (oder das was noch davon übrig ist) den das Kreuzfahrtschiff gerammt hatte zu Gesicht. Und man muss sich wirklich fragen, was sich die auf der Kommandobrücke überlegt haben. Der Felsen lag sehr, sehr, sehr nahe am Land…!

Die Ankerbucht selbst war eigentlich ganz hübsch, aber total voll mit Booten. Und da es Samstag war sogar noch mehr als sonst. Da die Insel nur 20 Km vom Festland entfernt war, war sie sogar für kleine Boote gut erreichbar. Und so schmissen wir wie gewohnt im Pulk der kleinsten Boote Anker, das wir wussten dass die nicht über Nacht bleiben würden. Und siehe da, wir verbrachten die Nacht in einer immer noch vollen, aber nicht überfüllten Bucht.

Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich dann schon bald in mein liebstes Element, das Meerwasser. Und es gab wieder einiges interessantes zu sehen. Einen vierarmigen (oder Kopflosen??) Seestern und enorm viele Fische. In dem Gebiet um die Insel war Fischen Verboten und das zahlte sich für die Schnorchler und Taucher natürlich aus.

Und hier hab ich wieder mal ein Suchbild mit zwei versteckten Details…

In der Mitte des Bildes hatte sich dieser Augenfleck-Zwergbutt versteckt und links im Bild entdeckte ich diese interessante Eingravierung. Ob ein Anker oder sonst ein Eisen dieses Bild hier in den Stein geritzt hatte? Aber es sah mit zu sehr wie ein stilisierter Tintenfisch aus als dass das eine zufällige Schürfung sein konnte. Interessant war es auf jeden Fall!

Und dann hiess es schon bald „Andiamo“, auf zur nächsten Ankerbucht. Der Wind war mässig und so schleppte uns Speedy-Geni an die Westküste der Insel, in die Cala Campese. Hier hatte es mehr Platz und wir konnten gefahrlos schnorcheln und schwimmen.

Gegen Abend fuhren wir mit Seppi an Land auf eine Pizza. Wir hatten nur mit Glück noch einen Platz in der Pizzeria mit der besten Aussicht erwischt. Aber es war nicht so toll wie erwartet. Der Rotwein den sie uns servierten konnte man nur noch als Glühwein bezeichnen. Wir gaben ihn zurück und bestellten Weisswein. Der war zwar besser temperiert aber dafür war die Laune des Servierpersonals jetzt eher eisig.

Wir assen schnell fertig und spazierten noch durch das bunte Treiben in dem von Italienischen Touristen beschlagnahmten Städtchen.

Und während AnnaSophie (die mit dem Dach) den Sonnenuntergang vom Ankerplatz aus genoss…

…erlebten wir den Sonnenuntergang ausnahmsweise mal vom Land aus…!

Danach schlenderten wir noch den Strand entlang auf der Suche nach einem Gelatistand, konnten aber keinen finden. Und so suchten wir uns eine nette Strand-Lounge aus in der wir noch einen Absacker genossen. Tja und dann ist es halt passiert…

…das war der exakte Moment, wo ich mich unsterblich in Miguel verliebt habe…!!

Miguel ist ein Goffin Kakadu, der mit seinem Menschen die Bars hier abklapperte. Und da ich Papageien und Kakadus liebe, konnte ich meine Begeisterung nicht mehr zügeln und der Besitzer von Miguel „lieh“ mir seinen Vogel für einen Moment und liess ihn auf meiner Schulter. Ich war hin und weg.

Und Miguel schien auch gefallen an seiner neuen Bekanntschaft zu finden, so fing er doch sogleich damit an, meine Augenbrauen zu putzen und mit mir zu plaudern. Schade dass ich kein kakaduisch verstehe, so weiss ich halt nicht was er gesagt hat. Aber für mich war’s Geigen- und Harfenmusik.

Ich war für den Rest des Abends für Menschen nicht mehr ansprechbar. Und ich weiss es genau, alle die mich kennen werden jetzt bestätigt finden was sie schon lange geahnt haben: nämlich dass ich einen Vogel habe…!

Zum Glück konnte ich doch noch ein paar Fotos machen, so weiss ich doch wenigstens wie der Abend sonst noch so verlaufen ist.

Am nächsten Morgen dann dieses Bild. Gestern hatte Max herausgefunden, dass sich der am nächsten gelegene Bancomat in Castelo befand, dem Dorf ganz zuoberst auf dem Berg. Ja, genau der Berg, der jetzt in eine dicke Wolke gehüllt war.

Wir beratschlagten hin- und her und am Schluss packten wir doch die Brommies auf’s Dinghi, luden sie am einzigen Steg der Bucht aus und fuhren mit den Rädern zur Postauto Haltestelle.

Mit dem Postauto fuhren wir dann die steilen Serpentinen hoch Richtung Castello. Wenigstens konnte man jetzt langsam sehen, wie das da oben aussah.

Castello entpuppte sich als mittelalterliche Trutzburg, wo nur wenige Häuser ausserhalb der Burgmauern standen. So auch der Bancomat und das Gasthaus, in dem wir einen kleinen Teil des ausgezahlten Geldes wieder ausgaben. Die Burg war nämlich mittlerweile von einer dicken Wolke verhüllt (es muss an mir liegen), so dass wir uns ein Stück Pizza und ein Glas Weisswein gönnten bevor wir uns den sicherlich dort drin wartenden Drachen zum Frass vorwarfen.

Aber schon am Eingangstor wurden wir beruhigt. Statt Feuer- und Schwefel speiender Drachen flatterte hier bunte Wäsche in den Gassen. Und ein Blick über die Burgmauer zeigte uns ein Stück Meer und ein paar Hänge, an denen Wein wuchs.

Überall gab es Blumen und obwohl wir nicht viele Menschen sahen um die Mittagszeit, waren doch Spuren von Dorf- und Familienleben zu finden.

Und beim wandern durch die unglaublich engen Gassen glaubte man ständig, dass gleich hinter der nächsten Biegung ein Ritter in klimpernder Rüstung auftauchen musste oder ein Burgfräulein ihr Haar in einem der Fenster bürstete.

Auch die Eingangstüren waren interessant. Die meisten waren so etwa ein Meter fünfzig hoch und wir ahnten, dass die Raubritter wohl noch einiges kürzer gewesen waren als die Menschen, die jetzt hier lebten.

Na, geht euch jetzt auch so die Fantasie durch wie uns…?!

Und nachdem wir noch eine Bar gefunden und dort einen Caffé getrunken hatten, schwangen wir uns wieder auf unsere Brommies und fuhren weiter.

Zuerst ging es Richtung Campese, wo unsere AnnaSophie vor Anker lag. Und nachdem wir unser Schiffchen von Oben ruhig vor sich hin schaukeln sahen, konnte wir beruhigt weiter fahren.

Wolken…!

Dann nahmen wir den Abzweiger Richtung Giglio und von einer der vielen Kurven aus konnte wir die Bucht sehen, in der wir vor zwei Tagen noch gelegen hatten.

Dann kam auch schon bald Giglio selbst in Sicht. Und im Hintergrund kann man ganz leicht das Italienische Festland sehen.

Wir schlenderten durch das hübsche Städtchen und frau verfiel beinahe in einen Kaufrausch ob all der hübschen Sachen, die es hier zu kaufen gab. Wir kauften Obst und Gemüse und Wein von der Insel und wunderten uns darüber, dass die Katastrophe der Costa Concordia mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt wurde. Es gab keine Postkarten, keine T-Shirts und keine Bilder. Es war als ob diese menschliche Tragödie nie statt gefunden hätte. Ich war beeindruckt ob so viel Charakter.

Nach dem Shoppen gönnten wir uns noch einen Mojito in einer der Bars mit Blick auf den Hafen. Und dort konnten wir von Sofasessel aus gespannt zusehen, wie die Boote, die sich einen reservierten Platz ergattert hatten, mit mehr oder weniger Geschick an die Hafenmole zu parkieren versuchten.

Und offenbar konnte man hier sogar den Parkdienst der lokalen Marineros in Anspruch nehmen und sich entspannt zurücklehnen während die Jungs vom Hafen das eigene Boot einparkierten.

Danach fuhren wir mit unseren Brommies und den vollen Taschen zum Postauto und liessen uns wieder auf den Berg karren…

…wo wir die Abfahrt per Velo nach Campese machten, wo unser Schiffchen auf uns wartete.

Am nächsten Tag war es immer noch heiss und der Himmel war nicht mehr so klar. Aber das hielt uns nicht davon ab, wieder einmal einen Besuch unter Wasser zu machen.

Es war uns schon aufgefallen dass es auf Giglio mehr Tauchshops als Pizzerien gab und das wollte einiges heissen, vor allem in Italien. Und so gingen wir wieder einmal auf die Jagd nach Fischen. Mit der Kamera natürlich, nicht mit der Harpune.

Und hätte ich nicht aus dem Augwinkel heraus noch eine merkwürdige Bewegung in den Algen wahrgenommen, wäre mir der hübsche Tintenfisch sicher entgangen. Seine verzweifelten Tarnversuche machten mich natürlich erst recht neugierig.

Aber nachdem ich ihm ein Unterwassertänzchen aufgeführt und ihm aufmunternd zugewinkt hatte, liess er sich dazu überreden mir doch noch vor der Linse zu posieren. Ich wusste ja schon immer, dass ich mit meinem Charme alles bezirzen konnte.

Nur der Wind hatte sich bisher all meinen Charmeattaken gegenüber unbeeindruckt gezeigt…!

1 Kommentar
  1. Sali zäme, danke viel mal für euri Report es isch jedesmal super ? spanend . Liebi grüessli Hedy und Albert

    Von meinem iPhone gesendet

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