Wie gesagt, es gab einiges zu tun. Verblüfft waren wir, als wir das Boot aus dem Wasser hoben, dass der Rumpf nach einem Winter im Wasser praktisch keinen Bewuchs aufwies. Dafür sah aber der Antrieb wie ein Relikt aus der Steinzeit aus. Aber für so was gab’s ja Essig. Eine Nacht in Essig eingelegt, nachgebürstet und der Antrieb war wieder wie neu.
Und so sahen die Opferanoden (gegenüber einer Neuwertigen) nach acht Monaten im Wasser aus…!
Auch wurde uns wieder einmal bewusst, dass wir näher an der Sahara waren als zu Hause: das Boot war wie mit rosa Farbe behaucht, die sich bei genauerem Hinsehen als Sand entpuppte. Armes Schiffchen!!
Den übelsten Job hatte sich der Skipper persönlich vorgenommen: die Toilettenschläuche austauschen…! So sahen das Dreiwegventil und die Schläuche nach dem Ausbau aus. Total zubetoniert mit Harnstein. Da ging gar nix mehr.
Das Ventil konnten wir mit Essig wieder säubern, aber die Schläuche mussten ersetzt werden. Um die Duftemissionen im Zaun zu halten, rissen wir jede Luke auf und auch die Ventilatoren mussten Überstunden machen.
Und während sich der Skipper im Innern des Schiffes abmühte, blieb es mir überlassen, in Rekordzeit den Sahara-Teint, Rostflecken und sonstigen Schmutz zum verschwinden zu bringen. Zum Glück lag ab und zu auch ein Schwätzchen drin mit unseren Nachbarn und Leidensgenossen Ed und Matt aus England.
Die Erfahrungen und Geschichten, die man dann Abends bei einem Glas Wein austauschen konnte, trösteten einen über die schmerzenden Muskeln und die Schrammen hinweg.
Tja, und dann war es auch schon soweit: der Krantermin war gekommen. Mit dem unscheinbaren, kleinen blauen Wägelchen (links) wurde unser 12 Tonnen-Schiff aus dem Standplatz geschoben, als ob es aus Karton wäre. Dann wurde der Kran um das Schiff platziert und schon bald hing AnnaSophie wieder in den Seilen.
Und dann war es wieder soweit! AnnaSophie war wieder in ihrem Element. Und hier rechts kann man gut sehen, wie eilig wir es hatten, unser Schiff ins Wasser zu bringen: Schadstellen im Antifouling haben wir kurzerhand mit blauem Antifouling ausgebessert. Schwarzes Antifouling gab’s nicht und wir hätten wohl auch Pink genommen, einfach schnell musste es gehen.
Aber keine Sorge, das sieht kein Mensch und im August gibt’s einen Vollanstrich, und dann aber wieder in Schwarz.
Dann noch schnell und un-zeremoniös die Flagge gehisst – und ab durch die Mitte!!! Ach, was für ein herrliches Gefühl, wieder das rauschen des Wassers unter dem Bug zu fühlen. Und schon auf den ersten Metern wurde uns bewusst, dass wir nicht die einzigen Verkehrsteilnehmer waren.
Aber erst ging es noch für eine Nacht in den Club Nautico von Olbia. Wir mussten uns noch mit Lebensmitteln eindecken und noch einmal durch Olbia schlendern und uns ein Gelato genehmigen.
Und sogar die Vögel schienen sich zu freuen, dass wir unsere Freiheit und unsere Flügel wieder hatten. Sie trällerten und trillierten, was die Wante hielt. Da konnte uns nicht einmal die Tatsache, dass sie unser frisch poliertes Boot auch als Toilette benutzten, die Vorfreude auf die kommenden Trips vermiesen.