Schmetterlinge, Pilze und Grafitti

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Eigentlich hasse ich es ja, Butterfly zu segeln. Aber diesmal stimmte einfach alles. Viel Wind, keine Wellen und dann der Spibaum, der doch vieles erleichterte. Arbatax lag schon einige Stunden hinter uns und wir waren fadengerade auf dem Weg nach Olbia. AnnaSophie pflügte wie auf Schienen durchs Wasser und wir konnten eigentlich nur noch zurücklehnen und geniessen.

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Irgendwann kurz vor Sonnenuntergang gab’s dann Dinner und eine spektakuläre Aussicht auf das dramatische Wetter am Festland.

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Es gab nichts zu beanstanden…!               Rechts hinten die Isola Tavolara

Als wir das Capo Coda Cavallo erreicht hatten, mussten wir unsere Pleasure Cruise leider beenden, denn wir mussten abbiegen Richtung Olbia. Inzwischen war es recht dunkel geworden und die Inseln, die wir durchkreuzen wollten waren nur noch Schattenhaft zu erkennen.

Einen Moment zögerten wir, sollten wir nicht lieber die Segel einrollen und unter Motor durch die Passage? Doch der Wind war einfach zu perfekt. Und so packten wir den Spibaum wieder weg, rollten die Genua ein und fuhren mit dem Grosssegel weiter. Ein Segel war besser zu kontrollieren als zwei und die Genua hätte eh nur Lärm gemacht und nichts mehr gebracht.

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Und wie sich zeigte, waren wir mit einem Segel nur gering langsamer und inzwischen hatten wir auch auf Halbwindkurs drehen können und sausten zwischen den Inseln durch. Was für ein irrer Ritt!!

Um 23 Uhr fuhren dann hintereinander drei Fähren aus, denen wir gerne Platz machten und es sah fast so aus als ob wir wirklich unser Ziel unter Segeln erreichen würden. In der Enge vor Olbia wurde der Wind dann schwächer. Aber wir waren noch so aufgekratzt von unserem Hi-speed Trip durch die Inseln, dass wir unsere Genua noch mal ausrollten. Aber nur ein paar Minuten später war der Wind ganz weg und wir mussten die letzten zwei Seemeilen unter Motor zurücklegen.

Als wir ein anderes Boot sahen das in der Bucht von Olbia vor Anker lag, fackelten wir nicht lange und taten es ihnen gleich. So konnten wir uns ein Anlegemanöver mitten in der Nacht in der Marina sparen.

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Über drei Stunden waren wir mit Butterfly Besegelung unterwegs gewesen. So was gab’s normalerweise nur bei Atlantiküberquerungen…!

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Und so sah es aus, als wir am nächsten Morgen aus den Kojen krochen. Genau hinter dem Fahrwasserzeichen hatten wir uns einparkiert. Wenn einlaufende Boote uns nicht gesehen hätten, so hätten sie zumindest das Seezeichen gesehen und es mitsamt uns umfahren.

Und die Fähren waren auch schon wieder hier, waren leise hereingeschlichen. Wir hatten jedenfalls tief geschlafen und nichts gehört.

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So gegen Mittag fuhren wir dann die kurze Strecke zum Club Nautico der Stadt Olbia, wo wir uns einnisteten. Es hatte sogar noch zum Einkaufen gereicht, bevor dann wenig später ein Wolkenbruch mit Horizontalregen jeden weiteren Besuch der Stadt erst mal verübelte.

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Was nicht weiter schlimm war, denn so konnten wir die Vorzüge unseres trockenen und warmen Heims wieder mal ausgiebig geniessen. Skipper/Smutje Max warf die Kombüse an und zauberte uns ein feines Nachtessen…

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…das wir bei strömendem Regen in der Kuchenbude genossen. Es wurde ein sehr gemütlicher Abend.

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Am nächsten Tag sah die Welt dann wieder freundlicher aus. Nur war inzwischen der Lärm von der Veranstaltung auf dem Parkplatz vor der Marina unüberhörbar. Und es stank übel nach verbranntem Gummi. Zeit, da mal nachzuschauen…

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Und da waren ein paar Verrückte, die mit ihren Autos wie wild im Kreis und durch einen parkplatzgrossen Parcours fuhren, bestaunt von hunderten von Schaulustigen. Jetzt wussten wir wenigstens, woher der Gestank und der Lärm kamen. Als Entschädigung gönnten wir uns noch eine Erfrischung an einem der Verpflegungsstände.

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Auf dem Rückweg zum Boot stellten wir dann fest, dass es sehr Tierliebende Italienische Bootsführer gab. Die züchteten ihr eigenen kleinen Korallenriffe, wohl um den Fischen eine Freuden zu machen… 😉

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Am Nachmittag kam dann noch Christian zu Besuch auf’s Schiff. Christian war ein Freund meines Bruders und lebte schon seit einigen Jahren hier auf Sardinien und führte mit seinem Freund eine Motorradvermietung. Christian fackelte nicht lange und schleppte uns auf Stadtrundgang durch Olbia.

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Die hübsche Konditorei war ihm auch neu und musste inspiziert werden. Leider hatten wir keine Zeit, uns hier länger aufzuhalten, es gab noch viel zu sehen.

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Die Kirche des San Paolo mit seinem aussergewöhnlichen Kuppeldach…

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…die schöne Piazza Matteotti…

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…und die irren Grafitti an der Piazza Mercato, auf dem es nie einen Markt gab und noch vieles mehr. Olbia war klein im Vergleich zu Cagliari, hatte aber durchaus seinen Charme.

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Anschliessend nahm uns Christian noch mit zu sich nach Hause. Er lebte nicht allzu weit von Olbia entfernt in einem typischen sardischen Haus (das er gerade selber umbaute) in der Wildnis, mit Frau, Hund, Katzen, einem Pferd und – einem (oder mehreren) Gekko. Beneidenswert!

Nach einem Abstecher in ein Ristorante fuhr er und dann wieder zu unserem Schiff zurück, wo wir uns für den übernächsten Tag zum Pilze sammeln verabredeten.

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Und für uns stand am nächsten Tag wieder mal Werftenbesuche an und wir waren erstaunt über die gut eingerichteten Standplätze, Hallen und über die kompetenten Leute, die wir trafen.

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Hier wurde schlichtweg an alles gedacht. Sogar an einen Standplatz für das Dinghi und stabile, individuell anpassbare Cradles für die Boote. Wir liessen uns Offerten machen und wussten, dass die Entscheidung mehr als hart werden würde.

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Am Tag darauf waren wir ja eigentlich mit Christian zum Pilze suchen verabredet gewesen. Aber da er kurzfristig nicht kommen konnte, schickte er uns mit Wegbeschreibung und Pilzkörben alleine los. Zum Glück hatten wir das Mietauto noch, das wir für die Werftbesuche gemietet hatten.

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Aber alles was wir fanden war entweder giftig oder schon vergammelt. Nur ein paar wenige Steinpilze konnten wir noch ergattern. Schade. Aber dafür hatten wir ein wenig das Hinterland von Olbia erforschen können und beschlossen, das Mietauto noch ein wenig zu behalten und diesen Ausflug zu wiederholen.

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Offenbar waren wir nicht die einzigen Frustrierten, die an diesem Tag unterwegs waren. Auch diese Kuh, die hier auf der Autobahn unterwegs war, machte einen sehr muffen Eindruck und alle Autofahrer machten einen respektvollen Bogen um sie herum.

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Nach einem Zwischenstopp bei einem Supermercado, wo wir noch frische Ravioli mit Riccotta Füllung kauften, verarbeiteten wir die gefundenen Pilze zu einer feinen Sauce und es schmeckte ausgezeichnet!!

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Am nächsten Tag fuhren wir nach einem weiteren Werftbesuch dann einfach drauf los…

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…entdeckten San Pantaleo mit seiner spektakulären Kulisse.

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Das machte Hunger und wir fanden dieses hübsche Lokal, das Hausgemachte Lasagne per Stück verkaufte. Das schmeckte nicht nur uns, auch der freche kleine Stubentiger hätten gerne was davon abbekommen.

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Immer wieder staunten wir über die bizarren Felsformationen, die allerlei Gestalten annehmen konnten, wie hier diesen meditierenden…Steinmenschen?

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Und hier ein Meisterwerk Italienischer Strassenbaukunst. Da hat jemand die Kraft des Wassers heftig unterschätzt.

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Kaum waren wir auf kleineren Strassen unterwegs waren wir in der Wildnis und nur ab und zu kam ein abgelegenes Gehöft in Sicht mit ein paar kargen, der Wildnis abgetrotzten Feldern.

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Vereinzelt kamen Dörfer zum Vorschein, so wie hier Sant’ Antonio di Gallura…

20161009-32…oder das schmucke Luras.

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Ob das wohl ein Rebberg mit feinem Cannonau di Sardegna war…? Mmmm…

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Eigentlich hatten wir ja vorgehabt, den Lago del Liscio zu umfahren, blieben dann aber an einer Barriere hängen, die uns die Weiterfahrt verunmöglichte. Schade mussten wir umkehren, aber die Fahrt hätte über die Staumauer geführt und das war offenbar nicht erlaubt. Wäre toll gewesen wenn das auf der Autokarte ersichtlich gewesen wäre… L

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Und immer wieder durchfuhren wir endlose Korkeichenwälder mit den knorrigen, Wind-, Wetter- und Menschgegerbten Eichen. Es wurde mir wieder einmal bewusst, dass Kork ein einmaliges Naturprodukt war und dass das wegwerfen von Weinflaschenkorken doch eigentlich eine Wahnsinns Verschwendung war.

Zufrieden mit unserem schönen Tag fuhren wir in die Marina zurück und fielen schon bald müde ins Bett. Am nächsten Tag wechselten wir noch die Marina. Während ich Max beim Ablegen half im Club Nautico, anschliessend mit dem Mietauto zur Marina di Olbia fuhr, dort parkierte, zum Steg rannte und Max beim Anlegen half, war Max allein mit dem Boot von einer Marina zur anderen gefahren.

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Und in dieser Marina gab es einiges zu sehen. Von der sportlichen kleinen Edelkarrosse…

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…bis zur Megayacht (die ich einen Moment lang wirklich für eine Fregatte gehalten hatte) war alles da. Und dieses Teil hätte mit seinem Antennenwald mit Sicherheit jede Fregatte vor Neid erblassen lassen.

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Und ich hatte ja schon Gallionsfiguren gesehen an Yachten, aber das hier…? war doch ein wenig dicke!! Und die Fender… und eben die Antennen. Und wisst ihr, was in dem Glashäuschen unter dem Antennenwald drin ist? Ein Fitnessraum! Das das Teil einem Russischen Oligarchen gehörte, brauche ich ja wohl nicht mehr zu erwähnen.

20161009-34
Ach AnnaSophiechen, wie lieb und teuer du uns doch bist. Wie gerne wir dir doch unter die Plane kriechen, Köpfe schüttelnd ob der Protzerei um uns herum!!

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