Terminado España

Tja, das war’s. Da hinten sah man noch ein kleines Hügelchen aus dem Wasser ragen. Menorca. Wir waren auf dem Weg nach Sardinien. Die Wetteraussichten für die Überfahrt waren gut, Wind sollte es genug haben und auch aus der richtigen Richtung. Wenn alles gut laufen sollte, dann würden wir mit einem schönen Halbwindkurs unser Wunschziel  😉  Carloforte problemlos erreichen.

Einziger Haken war, dass wir laut Prognose von einem starken Unwetter aus Mistral-Richtung verfolgt wurden. Bevor dieses loslegte, sollten wir aber längst am Ziel sein, nur durften wir keine Zeit verlieren.

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Wir waren flott unterwegs und konnten schon hie und da Vorboten des Sturms beobachten. Glücklicherweise immer aus sicherer Distanz. Es war schon beeindruckend, was die Wetterküche heute so auf dem Menü hatte.

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Da wir erst nach Mittag losgefahren waren, hatten wir schon bald den Sonnenuntergang in unserem Kielwasser…

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…und den Mondaufgang vor uns. Da es fast Vollmond war, konnten wir damit rechnen auch in der Nacht immer genügend Sicht zu haben. Das würde vieles erleichtern.

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Die untergehende Sonne und das Farbenspektakel, der volle Mond, das erste Funkeln der Sterne, das sanfte Gurgeln des Wassers entlang der Bordwand und das Rauschen des Windes in den Segeln, das schnelle Boot und wir…und sonst gar nichts. Wir wussten nicht, ob wir ehrfürchtig schweigen oder lauthals jauchzen sollten.

Dieser Moment war definitiv einer der Schönsten in meinem bisherigen Seglerleben…!

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Und tatsächlich, der Mond schien die ganze Nacht so hell, dass wir nicht einmal das Radar einschalten mussten. Da war nichts, aber auch gar nichts. Und selbst der Wind ging nach einem kleinen Abweichler wieder auf Kurs und wir konnten unser Ziel mühelos ansteuern. Es war einfach unglaublich. Von solchen Passagen konnten wir normalerweise nur Träumen.

So gegen drei Uhr früh fiel der Wind aber doch noch zusammen und wir zogen die Genua ein. Das Grosssegel liessen wir stehen um die Lage durch die Wellen ein wenig zu stabilisieren.

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Am Morgen assen wir erst mal in Ruhe Frühstück, bevor wir das Genua in den inzwischen wieder aufgefrischten Wind entliessen. Und Gastlandflagge wechseln war auch wieder mal angesagt.

Buon Giorno Italia!! Die Italienische Gastlandflagge war bereits die 12. Gastlandflagge, die wir AnnaSophie an die Wante spannen durften!!!

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Gegen Nachmittag machte sich dann das Unwetter das über Sizilien sein Unwesen getrieben hatte mit ordentlicher Dünung bemerkbar. Aber wir waren immer noch im Tiefflug unterwegs. Mal waren wir unten, mal ein paar Meter weiter oben. Und immer noch weit und breit kein anderes Schiff.

Segelspass vom Allerfeinsten!!!

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Und das war was wir sahen, als wir sicher vertäut in Carloforte am Steg lagen. Die Hafeneinfahrt im Mondschein. So ziemlich genau um Mitternacht hatten wir hier angelegt.

Dabei war uns der Wind doch noch ausgegangen, als wir die Isola di San Pietro südlich umrunden wollten und wir hatten die letzten paar Seemeilen unter Motor zurücklegen müssen. 30 Stunden waren wir unterwegs gewesen.

In der Marina selbst war es ruhig, aber von der Stadt her hörten wir Musik und Gesang. Und wir waren noch so aufgekratzt von unserer Hi-Speed-Überfahrt, dass an Schlaf nicht zu denken war.

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Und so kam es, dass wir weit nach Mitternacht noch an der Promenade von Carloforte sassen und…Ramazzotti labten. Und staunten, wie viel Leben hier noch herrschte um diese Zeit. Ma, siamo in Italia, cosa vuoi! É cosi…!

Kurz darauf ging aber ein Donnerwetter über das hübsche Städtchen nieder das sich – und uns – gewaschen hatte! Bis auf die Haut nass kamen wir wieder beim Schiff an und entschlossen, dass es definitiv Zeit für’s Bett war.

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Am nächsten Morgen sah die Welt wieder sonnig und friedlich aus. Das Unwetter hatte sich laut Prognose doch ein wenig verzögert, sollte aber schon heute Abend hier eintreffen. Links im Bild die Marina Siffredi, wo AnnaSophie am hintersten Steg vertäut lag und rechts unter den Bäumen die Promenade wo all die hübschen Bars und Restaurants zu finden waren.

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Carloforte: hier muss sich Fellini die Ideen für seine Filme geholt haben…!

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Gegen Abend zog sich der Himmel dann langsam zu und wir machten uns bereit für den Ausgang. Heute sollte es ein Ereignis geben, das so selten war wie eine Sonnenfinsternis…

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Doris, Pizza essend, in der EOS Pizzeria (39° 8’56.21″N, 8°18’33.28″E) in Carloforte.

Das gab es so selten, dass ich mich bei bestem Willen nicht daran erinnern konnte, wann ich die letzte Pizza gegessen hatte. Ich kann mich noch schwach an eine Pizza Frutti di Mare im Jahr 1998 in Genua erinnern…

Aber diese Pizza hier war ein fulminanter Wiedereinstieg in Italiens grössten Exportschlager, das Essen. Und als wir die Rechnung von 20.- Euro beglichen (2 Pizzas, 0.5 l Vino Rosso, 1 Espresso), beschlossen wir, die Bordküche erst mal ausser Betrieb zu nehmen. Die Preise und die Qualität des Essens hier waren einfach nicht zu schlagen, nicht mal von Skipper/Smutje Max.

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Am nächsten Morgen war es dann da, das versprochene Unwetter. Perfekter Zeitpunkt für ein Nickerchen, während das Boot an seinen vier Seilen zerrte und dazu sanft schaukelte.

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Aber am Nachmittag war die erste Sturmfront durch und wir gingen auf Entdeckungstour. Dabei kamen wir auch zum höchsten Punkt von Carloforte, von wo man auf die Nordwestseite der Insel sehen konnte. Beim Anblick dieser Brandungswellen verwarfen wir die Idee, zuerst die Westküste hoch zu segeln erst mal entschieden.

Und auch den Besuch der schönen Ankerbuchten – wie sie auf diesem Plakat dargestellt waren – strichen wir aus dem Programm.

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Auch die Gesellen von der Fischerzunft, die seit zwei Tagen Aufmunitioniert und schwer Bewaffnet am Steg hingen, wussten offenbar dass beim momentanen Seegang eher Fische füttern als Fische fangen angesagt war und blieben wo sie waren… 😉

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Gegen Abend waren wir wieder unterwegs und schlenderten durch das hübsche Städtchen. Und ein Aperitiv in einer richtigen italienischen Bar durfte natürlich auch nicht fehlen.

Und dann war es schon bald wieder Zeit, essen zu gehen. An diesem Abend waren dann Spaghetti dran. Jedenfalls für mich. Ich hatte Spaghetti mit Muscheln und Scampi. Das war so gut, dass ich ganz vergessen habe, davon Bilder zu machen.

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Beim Nachhauseweg fand ich dann noch dieses süsse kleine Ding. Ich wollte es ja mitnehmen, aber Max war dagegen. Und so musste ich es halt seinem Schicksal überlassen. Ich hoffe, es geht ihm gut.

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In der Nacht und am Morgen war dann Unwetter, Teil 2 angesagt.

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Und am Nachmittag war die Schlechtwetterfront dann durch und wir konnten wieder trockenen Fusses in die Stadt. Wir mussten noch einkaufen und ein letztes mal durch die hübschen Gassen auf Entdeckungsreise gehen.

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Mamma mia!!

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Und am Abend ging’s dann ins Restaurante Da Vittorio, das bekannt war für seine Spaghetti Neri, die schwarzen Spaghetti. Max gönnte sich ein Fritto misto di Mare. Und ein Cannonau durfte natürlich auch nicht fehlen. Das war ein super leckeres Essen, war aber mit 60.- Euro fast unerschwinglich teuer… 😉

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Am nächsten Tag hiess es dann Abschied nehmen von Carloforte und unseren sympathischen Stegnachbarn, Mel und Margaret. Mit ihnen hatten wir einige spannende und lustige Gespräche geführt. Und nachdem sie uns auf ihren Katamaran „Duet“ eingeladen und uns erzählt hatten, dass sie dieses Boot mit ihren eigenen Händen von Grund auf selber gebaut hatten, waren wir hin- und weg!

Marg and Mel, you guys were really amazing and we truly hope that we will meet again next year in Carloforte or anywhere around Sardegna. Take care and have a wonderful time on board the „Duet“!!

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Byebye Carloforte, bleib so wie du bist!!!

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