Mallorca lag schon ein Weilchen in unserem Kielwasser und Menorca rückte näher. Diesmal wollten wir uns die Nordküste noch ein wenig genauer anschauen, bevor es Richtung Sardinien gehen sollte.
Aber vor allem wollten wir uns noch Ciutadella anschauen. Max war vor vielen Jahren schon mal hier gewesen im Verlauf eines Törns und er hatte immer wieder von dieser Stadt geschwärmt. Und diesmal hatten wir einen Platz zuvorderst im Hafen reservieren können. Na, dann war ich ja mal gespannt…!
Die Hafeneinfahrt war nicht so lange wie in Mahòn, dafür viel schmäler und wir mussten uns die Einfahrt mit allerlei anderen Wasserfahrzeugen teilen. Aber bald lagen wir sicher vertäut an der Hafenmole, gleich da wo all die Restaurants waren. Da war es natürlich klar, dass wir unseren Anleger in der Bar gleich zwei Schritte vom Schiff nehmen würden! Was für ein Ausblick! Na besser kann’s ja gar nicht werden!
Schnell geduscht und schon bald gingen wir auf Stadtbesichtigung/Einkaufstour. Dieser Ort war wirklich faszinierend!! (Links hinten, nicht sichtbar, war AnnaSophie)
Die hübschen, von der Bevölkerung so geliebten Llauts gab es natürlich auch hier.
Treppchen rauf zum Supermarkt und beim Vorbeigehen noch schnell die eigene Mastspitze konntrolliert: Yep, alles noch an Ort und Stelle.
AnnaSophie, auch von Oben ein schöner Anblick…!
Nachdem wir die Einkäufe auf dem Schiff verstaut hatten, stürzten wir uns ins Getümmel. Es war immer noch sommerlich heiss und alle Besucher und Bewohner waren draussen. Es war eine friedliche wunderbare Stimmung.
Überall gab es diese Marktstände, man hörte viel Musik und die Restaurants waren bereit für die Gäste. Aber es gab so viele Lokale, dass einem die Wahl zur Qual wurde.
Wir liessen uns in einem der Restaurants am Hafen unten nieder. Aber diesmal hatten wir kein gutes Näschen gehabt. Das Essen war unterdurchschnittlich. Wie schade. Zum Trost bummelten wir anschliessend aber nochmals durch die Stadt und suchten uns noch eine Gelateria, wo es dann ein süsses, eiskaltes Trösterchen gab.
Die auch jetzt noch belebte Fussgängerzone und ein wenig stilleren Seitengassen.
Zum Schluss gönnten wir uns noch einmal den Anblick des friedlich und ruhig daliegenden Hafens. Ja, Ciutadella war die Reise wert gewesen…!
Am nächsten Tag ging es gen Norden. Wir wollten uns ja noch die Nordküste anschauen. Wind hatte es genug, einfach aus allen Richtungen gleichzeitig. Sehr bizarr, das.
Die Küste selbst war sehr schroff, die hohen steil abfallenden Felsen erinnerten mich sehr an Englands Südküste. Sie schien fast uneinnehmbar. Ankerplätze waren rar.
Eine der wenigen Ankerbuchten war die Cala Morell, deren Eingang von einem beachtlichen Felsen bewacht wurde. Und da warfen wir Anker, gleich neben einem Trimaran, der wie wir gestern die Überfahrt von Mallorca nach Menorca gemacht hatte. Tja, so trifft man sich wieder…!
Aber bald schon ging’s ab ins „kühle“ Nass. Der Anker musste schliesslich überprüft werden, denn es hatte immer noch happig Wind, der die beiden ankernden Boote heftig hin- und herschwoien liess.
Und als ich entdeckte, dass es hier so hübsche leuchtend blaue Fische gab, musste ich den Rest der Ankerbucht natürlich auch noch inspizieren.
Eine schöne grosse Steckmuschel war auch da und diesen schönen Meerpfau musste ich minutenlang verfolgen, bis ich ihn vor der Linse hatte.
Als ich dann wieder auf dem Boot war, bemerkten wir, dass sich das Nachbarboot mit jeder Schwoibewegung näher an unser Boot hin bewegte. Mit der Zeit war es so nahe, dass wir unser Dinghi als Fender zwischen die Boote ziehen mussten um einen Zusammenprall zu verhindern. Wir sagten der englischen Crew erst mal höflich „Hello, how do you do“, machten ein bisschen Smalltalk, bevor wir gemeinsam die inzwischen ineinander verkeilten Boote wieder auseinander friemelten. Der Anker des Trimarans hatte den Halt verloren und so war er ins Rutschen gekommen.
Wir sahen dann von unserem sicher liegenden Boot aus gespannt zu, wie die englische Crew etwa fünf Anläufe brauchte, um den Anker wieder stabil auszubringen. Ja, manchmal fragt man sich schon, warum der eine Anker hält wie einbetoniert und der nächste gar nicht. Aber alles war glimpflich ausgegangen und wir konnten noch ein Dinner unter einem atemberaubenden Sternenhimmel geniessen.
Am nächsten Morgen sah es dann nicht mehr ganz so schön aus. Da braute sich ganz ordentlich was zusammen und wenig später ging dann mal kurz die Welt unter. Im Bild rechts unser Nachbar übrigens, der uns am Vortag so nahe gekommen war.
Aber wenig später hatte sich das schlechte Wetter wieder verzogen und wir verliessen die Bucht, ehrfürchtig den Felsen beäugend, der wie eine Spynx die Einfahrt bewachte.
Dank des Unwetters, das noch kurz zuvor über die Gegend gebraust war, hatten wir wunderbaren Rückenwind, der uns mit Vollgas an unser nächstes Ziel pustete. Und erst als wir abbiegen mussten, sprich, auf Halbwindkurs wechseln, merkten wir, dass der Wind den ganzen Tag fast Sturmgrösse gehabt hatte. Da hatten wir ja mal ein super Glück gehabt, dass wir uns schieben lassen konnten und nicht gegen den Wind hatten ankämpfen müssen.
Wir verkrochen uns dann in einem unserer Lieblingsorte auf Menorca, der Cala Addaya. In diesem „Hurricane Hole“ war von der ganzen Dramatik draussen nichts zu spüren und gegen Abend bot der Himmel dann ein Farbenschauspiel der Extraklasse.
Der nächste Tag war der 15. September und somit mein Geburtstag. Und ein besseres Geschenk als den Superwind, den wir an diesem Tag hatten, konnte man gar nicht bekommen! Und so sausten wir im Tiefflug unserem nächsten Ziel entgegen, Mahòn.
Vor der Einfahrt zur Cala Mahòn war grad wieder eine Regatta im Gang, aber diesmal waren es nicht Traditionsschiffe, die gegeneinander kämpften, sondern Hightech Geschosse der Klasse TP52. Von Weitem sahen die dunklen Segel aus wie ein Rudel Haifische, die auf der jagd nach Beute in der Bucht kreisten.
Am Abend – und diesmal war es unser letzter Abend in Spanien, unser letzter Abend in den Balearen und erst noch mein Geburtstag – gingen wir noch einmal fein Essen. Und zur Feier des Anlasses musste es natürlich etwas Spanisches sein. Und was konnte da besser sein als eine Paella. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stiessen wir an.
Ach diese Balearen, sie hatten unser Herz im Sturm erobert…