Ende August war ich allein mit dem Flugzeug via Barcelona und von dort mit der Fähre nach Mahòn gereist. Max war geschäftlich noch in der Heimat gebunden. Das erste was mir auffiel, als ich in Mahòn aus der Fähre stieg, war die erdrückende Hitze – und das schon am frühen Morgen! Na das konnte ja heiter werden.
Als ich dann wenig später auf der Werft zu AnnaSophie hochkraxelte, war es im Schiffsinnern 36°. Ich hatte kurzzeitig Atemnot. Und draussen war es auch nicht besser, denn inzwischen brannte die Sonne erbarmungslos. Und das Schiff sah aus, als ob es seit 20 Jahren da gestanden hätte.
Es war offenbar doch nicht so eine gute Idee gewesen, das Schiff zwei Monate neben einem mit Diesel betriebenen Kraftwerk stehen zu lassen. Alles war wie mit Teer überzogen. Es sah schrecklich aus. Es roch sogar irgendwie nach Teer. Unverzüglich machte ich mich mit Pütz und Lappen an die Arbeit.
Zwei Tage später kam Max und auch er stürzte sich trotz Bullenhitze in die Arbeit…
Spieglein, Spieglein… Und der Motor bekam auch wieder mal Besuch
Gewohnt haben wir in der Zeit übrigens in einem tollen AirBnB. Wir mussten zwar mit den Brommies um die ganze Bucht herum um dorthin zu gelangen, aber dafür war das Häuschen (das mit der roten Eingangstüre) direkt in der Fressmeile entlang der Hafenmole von Mahòn gelegen. Das war äusserst praktisch, denn meistens waren wir Abends so müde, dass es nur noch für die paar Schritte ins nächst gelegene Lokal reichte.
Überglücklich waren wir auch, als unsere Hosts uns von sich aus die Waschmaschine, den Trockner und die Geschirrspülmaschine erklärten. Das war für uns als ob uns jemand Zugang zum Goldtresor einer Schweizer Bank verschafft hätte!! Endlich konnten wir alles an Bord wieder einmal so richtig waschen und ohne jedes mal 3-5 Euro abdrücken zu müssen!!
Was aber auch hiess, dass die ganze Ware mit den Brommies vom Schiff zur Unterkunft – und zurück transportiert werden musste. Und ich habe neun mal Wäsche gewaschen. Und wie man unschwer an Skipper Max’ Gesicht beim Frühstück auf der Veranda entnehmen kann, waren wir nach ein paar Tagen fix- und fertig. Da lag kein Bloggen mehr drin.
Noch nicht einmal die vielen schönen Traditionsschiffe aus aller Welt, die sich zu einer Regattawoche hier in Mahòn (genau vor unseren Haustür) eingefunden hatten, konnten uns viel Enthusiasmus abringen.
Doch dann war es soweit! Nach einer Woche flicken, montieren, Reparaturen und Service organisieren, putzen, streichen, auf- und ab klettern – und das alles in fast 40° Hitze, konnte unsere AnnaSophie in neuer Frische und mit einem professionell gerade gebogenen Anker wieder in ihr Element zurück! Unser Aufatmen konnte man wohl bis nach Mallorca hören.
Und am nächsten Tag ging es dann endlich los. Der frisch revidierte Motor schnurrte und unser Grinsen war so breit wie die Ausfahrt aus der Cala de Mahòn lang war. Und auf den drei Meilen bis zum offenen Meer gab’s dann einiges kurioses zu sehen…
Und als wir dann Segel setzten und Kurs aufnahmen, mussten wir mitten durch die gigantische Regatta aller Klassen hindurch und es sah fast so aus als ob die schönen Schiffe uns Geleit geben würden für unsere „Jungfernfahrt“!
Nein, man kann sich nicht satt sehen an diesen Schiffen.
Eigentlich hatten wir ja noch eine Nacht auf Menorca in irgend einer Ankerbucht verbringen wollen. Aber als dann der Wind auffrischte und auch noch aus der perfekten Richtung blies, entschieden wir uns kurzerhand, direkt nach Mallorca durchzusegeln.
Dass uns natürlich der Wind ausging, kurz nachdem wir Kurs angelegt hatten Richtung Mallorca wollen wir hier nicht weiter erwähnen. Wir genossen den wunderschönen Abend unter Segeln trotzdem in vollen Zügen. AnnaSophie flutschte mit ihrem frisch geputzten Hintern in Rekordzeit und trotz Schwachwind unserem Ziel, der Cala Aguilla entgegen.
Wir kamen erst nach Sonnenuntergang an unserem Ziel an. Und wieder begrüsste uns Discomusik aus den nahe gelegenen Hotels. Wir fanden es spassig und genossen unseren Anleger im Stockdunkeln zu heisser Discomusik und gingen schon bald schlafen.
Da wir ja einen Tag zu früh in Mallorca angekommen waren, verholten wir AnnaSophie am nächsten Tag in die Nachbarbucht, die Cala Moltò. Dort verbrachten wir den ganzen Tag mit Putzen (die Reling musste noch vom Teerbelag befreit werden), schnorcheln, essen und geniessen.
Denn wir wussten genau, in der nächsten Woche würde es ganz schön ab gehen auf der AnnaSophie. Da mussten wir vorbereitet sein.
Abendrot, Schönwetterbot. Das konnte ja nur Gutes verheissen…