Unberührte Wildnis, auch das ist Mallorca. Genauer gesagt, das ist die Westküste von Mallorca. Und da waren wir jetzt unterwegs Richtung Sollér. Aber nicht unter Segeln, no no no no!
Es war wieder einmal ein wunderschöner Flautentag und wäre der Anblick der Küste nicht so schön gewesen, wären wir wohl wieder mal arg frustriert gewesen.
Und ab und zu gab es auch beeindruckendes zu sehen. Sogar die Waswo’s* staunten. Wie zum Beispiel diese wunderschöne Englische Yacht, die mit Vollgas an uns vorbei dampfte. Man sah sogar Livrierte herumsausen an Deck.
*Waswo nennen wir die Kormorane, weil die immer so irritiert drein schauen wenn sie aus dem Wasser auftauchen, so ganz nach dem Motto: Was’n los? Wo bin ich?
Aber schon nach 22 Sm hatten wir es geschafft und der schöne Leuchtturm in der Einfahrt zur Bucht von Port Sollér stand bei unserer Einfahrt wacker Spalier.
Da es kein Platz hatte in der Marina (Saturday Night), legten wir uns wie so viele andere in der grossen Bucht auf Anker und machten uns schon bald mit dem Dinghi auf den Weg Richtung Anlegestelle. Nur peinlich, dass uns auf halbem Weg das Benzin ausging und der Herr Skipper den Rest des Weges rudern musste. Er ruderte dann auch direkt zur Tankstelle, wo wir feststellen mussten, dass diese schon geschlossen hatte. Naja, so ein bisschen Sport hat ja noch niemandem geschadet.
Schon von Weitem hatten wir das Markenzeichen von Port Sollér quietschen hören und als wir durch das Städtchen liefen, sahen wir sie dann auch, die berühmten Strassenbahnen, die das Städtchen Sollér mit dem an der Küste gelegenen Port Sollér verbanden. Ein schnuckliger, beliebter Touristenmagnet.
Wir fanden auch noch einen kleinen Supermercado, wo wir noch ein paar Sachen einkaufen konnten. Auch ein Bierchen/Vino Blanco gab es noch in einem der Zahlreichen hübschen Strassencafés. Und dann ruderten wir auch schon bald wieder zum Schiff zurück, wo wir noch einiges zu tun hatten.
Am Abend fuhren wir mit dem Dinghi (diesmal mit vollem Tank) noch einmal ins Städtchen und genossen den lauen Abend. Dabei durfte ein Glacé natürlich nicht fehlen.
Aber als wir dann dieses Monster über den Berg genau Richtung Ankerbucht kriechen sahen, marschierten wir wortlos und eiligst zum Dinghi zurück und machten uns auf den Weg zurück zum Schiff. Und schon während der Fahrt mit dem Dinghi über die Bucht nahm der Wind auf Sturmgrösse zu. Allein schon vom Wind hatte es uns auf dem Dinghi bis auf die Haut nass gespritzt.
Überall war man bereits mit dem bändigen von heftig schwoienden und am Anker schleifenden Schiffen beschäftigt. Ungläubig realisierten wir, dass sich auch AnnaSophie mitsamt Anker bereits gefährlich nahe zu unseren zwei Nachbarschiffen geschleift hatte. Wir waren also keine Minute zu früh zum Schiff zurück gekommen.
Schnell in die Regenjacken und los ging’s. Ich nach vorne zum Anker während der Skipper den Motor startete. Schnell war der Anker eingeholt und wir versuchten ganze zwei mal, den Anker wieder sicher zu verlegen. Aber da war nix zu machen. Der wollte einfach nicht mehr halten.
Es war wie verhext, dabei hatten wir am Nachmittag als wir ankamen, den Anker noch vorschriftsmässig im Rückwärtsgang so richtig eingefahren. Und vor wenigen Tagen hatten wir bei einer Diskussion mit einem anderen Skipper noch die Vorzüge unseres Ankers gepriesen, da dieser trotz kompakter Grösse bis jetzt auch in widrigsten Umständen gehalten hatte. Und jetzt das.
Irgendwann sahen wir dann ein, dass dieser Platz nicht mehr reichen würde, denn auch anderen Boote waren inzwischen gerutscht. Inzwischen war es auch noch dunkel geworden und wir fuhren in stürmischem Wind die dunkle Ankerbucht ab nach einem geeigneten Platz. Wir wurden dann auch fündig und warfen erneut den Anker aus. Durch Sturmböhen nahmen wir das Gezetere eines Skippers wahr, dessen Boot sich ein wenig hinter uns befand. Da das Gezetere auf spanisch war und wir sicher waren, dass wir alles richtig gemacht hatten, ignorierten wir das einfach. Und irgendwann gab er dann Ruhe und verzog sich in seine Koje.
Und der Anker schien nach abermaligem Prüfen sicher zu halten. Aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Es war inzwischen weit über Mitternacht und wir waren hellwach, trotz Ankeralrm mit einem Ohr ständig auf das ruckelnde Geräusch des schleifenden Ankers lauschend. Aber es kam nichts mehr und so gingen wir dann doch schlafen, trotz heftigem Schaukeln.
Am nächsten Tag schien wieder die Sonne als ob nichts gewesen wäre und sogar unser keifender Nachbar winkte uns freundlich zu.
Das war doch ein Grund zum Feiern und Sonntag war es ja schliesslich auch und so gönnten wir uns frische Pancakes zum Frühstück mit den Erdbeeren, die wir gestern in dem kleinen Supermercado gekauft hatten, Mmmmm….
Inzwischen hatten wir aber festgestellt, dass AnnaSophie in der Nach doch wieder beachtlich herumgerutscht war. Nur war es uns nicht sofort aufgefallen, weil alle Boote irgendwie verrutscht waren. Und da wir noch eine Nacht länger bleiben wollten und bevor unser inzwischen freundliche Nachbar wieder zu keifen anfing beschlossen wir, uns einen anderen Platz zu suchen. Denn inzwischen waren einige der anderen Boote verschwunden und es gab mehr Platz.
Also Anker wieder auf und ab an den Rand der Bucht, wo der Anker ebenso wenig hielt wie in der Nach zuvor. Auch hatte inzwischen beachtlicher Schwell eingesetzt und so beschlossen wir, die zweite Nacht im Hafen zu verbringen. Schnell die Marina angefunkt, die uns auch bestätigte dass es Platz hatte und die uns dann ein super Plätzchen direkt an der Mole bei den Restaurants zuwies, yeah!
Und dort gönnten wir uns dann ein feines Nachtessen in einem Restaurant mit dem Namen So Capricos (39°47’52.19″N, 2°41’34.37″E) ganz in der Nähe vom Schiff, von dem wir später lasen, dass es das beste Fleischrestaurant in Port Sollér war. Da hatten wir ja wieder mal das richtige Näschen gehabt.
Und dieser Abend verlief bedeutend weniger stürmisch und Port Sollér zeigte sich zum Abschied von seiner Schokoladenseite.
Am nächsten Tag ging’s dann weiter Richtung Osten, immer schön der spektakulären Nordwestseite von Malle entlang. Zum Glück haben die Ballermänner noch nicht herausgefunden, wie schön es hier ist.
Unser nächstes Ziel war die Cala de sa Calobra. Laut unserem Reiseführer musste die Bucht spektakulär sein. Spektakulär war aber auch der Schwell der in der Bucht lag. Wellen kamen auch von den vielen Touristenbooten, die im 10 Minutentakt ihre bunte Fracht an den eigens dafür eingerichteten Landesteg spuckten – und auch wieder schluckten.
Hier konnte man definitiv nicht übernachten. Aber es war wirklich schön hier. Es wäre sicher spannend gewesen, hier einen Landgang zu machen und die enge Schlucht zum Torrrent de Pareis zu inspizieren.
Und so genehmigten wir uns halt nur ein Bierchen/Cyderchen während wir in unserem Reiseführer nach einem besseren Plätzchen suchten. Wir wurden dann auch fündig.
Also raus aus der Bucht und rein in die Flaute. Ha! Musste ja sein. Ausserdem hatte es dermassen Schwell, dass der Mast von AnnaSophie fast am Felsen hängen blieb!! Nein, nur ein kleiner fotografischer Scherz, da lagen noch einige Meter Luft dazwischen.
Und wie vertreibt man sich die Zeit unter Motor am besten? Man sucht nach Gesichtern in den Felsen. Und davon gab es einige. Böse Fratzen knurrten abweisend aus den steilen Felsen heraus.
Und dann hatten wir die Ecke zur Cala Castell erreicht. Wir waren gespannt, ob es hier möglich sein würde zu übernachten, denn inzwischen hatte der Wind happig aufgefrischt und blies mit 25 Knoten um die Ecke…
Wow! Der Anblick war überwältigend! Es war niemand da und das Haus am Ende der Bucht war unbewohnt. Ruine oder noch im Bau? Wir wussten es nicht. Und je später der Abend wurde, um so mehr nahm der Wind ab und die Szenerie wurde immer spektakulärer. Wir waren offenbar in der Wildnis gelandet. Handy und WLAN waren auch tot, aber was soll’s, für 24 Stunden würde das schon gehen. Wir genossen jedenfalls die Natur und die Stille bis tief in die schwarze mondlose, mit Sternen übersäte Nacht.
Am nächsten Tag wollten wir es uns nicht nehmen lassen, unsere Umgebung ein wenig zu entdecken. Also ab mit dem Dinghi und rauf auf die Felsen, die Aussicht geniessen.
Max wagte sich sogar noch höher, während ich mich von der Szenerie aufsaugen liess. Die Cala Castell bekam von uns definitiv 5 Sterne.
Und das war der Blick über die Kante! Und dort, nur 2 Seemeilen weiter konnte man die Einmündung zu unserem nächsten Ziel sehen
Nur ungern und schweren Herzens verliessen wir diesen magischen Ort…
…mit dem markanten Löwenkopf bei der Einfahrt und steuerten die Cala San Vincente an. Nicht weiter erwähnenswert, aber wir konnten wenigstens unsere Mails und Arbeiten abschicken. Und einigermassen ruhig schlafen, Heckanker sei Dank. Und am nächsten Morgen waren wir auch schon bald wieder unterwegs.
Und es hatte für einmal Wind!! Und eigentlich hatten wir ja nur ein paar Meilen weiter in die Cala Figuera gewollt, aber der Wind war so phantastisch, dass wir einfach weiter segelten und dann in die Bahia de Polensa abliefen und uns dabei ein ungewolltes aber willkommenes Rennen mit ein paar anderen Segelbooten lieferten. Eine Entscheidung, wo wir hin wollten hatten wir spontan gefällt…
…und uns für die Cala Murta entschieden, von der schon die Einfahrt spektakulär schön war.
Und da lagen wir nun am Anker und staunten nur noch! Das war ja paradiesisch!! Unsere Herzen gingen auf und wir konnten uns nicht mehr satt sehen an der Szenerie. Und der Duft von Kiefernharz, hach!! Hier würden wir ein Weilchen bleiben und geniessen. Mallorca, du bist einfach wunderbar!!