So sieht es aus wenn der Himmel auf die Segler dieser Welt herunterlacht, genügend Wind da ist um die Weltmeere zu erobern (oder einfach nur von Moraira nach Formentera zu segeln) und die Segel perfekt getrimmt sind. Alles Wunderprächtig!!
Nur die Wind RICHTUNG hatte sich wieder mal nicht an die Vorhersage gehalten. Seit Tagen hatten wir sämtliche Wind-Finder-GRIB-Guru-Webseiten mit Argusaugen beobachtet und immer hatte es geheissen, dass am Dienstag Südwind vorherrschen würde. Das wäre natürlich perfekt gewesen.
Aber so kam es halt wie es kommen musste und wir landeten anstatt auf Formentera in einer Bucht auf Ibiza.
Der Wind war super und am Anfang waren wir auch genau auf Kurs. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Der Wind hatte sogar immer mehr zugelegt, was natürlich bedeutete, dass auch die Wellen immer grösser wurden. Wenn wir unser Ziel hätten erreichen wollen, hätten wir aufkreuzen müssen oder die Segel einpacken und unter Motor gegen die Wellen ankämpfen. Und so entschieden wir uns, dem Wind zu folgen und voilà…
… landeten um elf Uhr Nachts (1 Std, früher als geplant, Wind sei Dank) in der Cala Tarida, wo wir zwischen ein paar geisterhaft sichtbaren Booten unseren Anker auswarfen. Und es war schon ein wenig zum Grinsen, in der Bucht waren sage und schreibe drei Discos in Vollbetrieb. Also selbst wenn unsere Instrumente versagt hätten, hätten wir genau gewusst wo wir waren… 😉
Aber die Nacht war herrlich lau und so sassen wir noch lange im Cockpit und genossen den schönen Abend, musikalisch untermalt von sanft herüber wehendem Technosound.
Und so sah unser Zufallsziel also bei Tage aus. Nicht schlecht, der Anblick! Und hier habe ich mich zum ersten mal auf diesem Törn ins Wasser gewagt. Aber es war halt einfach unwiderstehlich, 20° türkisblau und glasklar!
Und als wir dann ablegen wollten, kam die böse Überraschung. Der Anker wollte und wollte nicht hoch kommen. Was war denn da los?!? Tja, der Skipper fackelte nicht lang, schmiss sich in Badehose und Fluten und versuchte, der Sache auf den Grund zu gehen. Und das war passiert: der Anker war eigentlich o.k., nur die Ankerkette hatte sich beim schwoien in der Nacht um ein Steingebilde gewickelt und wir kamen nicht mehr los.
Wir besprachen kurz den Einsatz und ich drehte nach Anweisung des Skippers mit AnnaSophie eine Pirouette nach der anderen in der Ankerbucht. Muss sicher lustig ausgesehen haben von Weitem. Von den anderen Booten sah man uns jedenfalls gespannt zu. Und nach einem eleganten rückwärts gefahrenen doppelten Rittberger war AnnaSophie auch schon wieder frei und wir konnten die Segel setzen.
Und dann folgten ein paar Stunden Segelspass vom Feinsten. Keine Wellen und perfekter Wind. AnnaSophie glitt praktisch von alleine unserem nächsten Ziel entgegen…
…bis wir abrupt von diesen steinernen Zähnen (38°52’2.86″N, 1°12’3.24″E ) ausgebremst wurden. Die sahen zwar grandios aus, aber der Wind war weg und kam auch nicht wieder als wir das Hindernis im Kielwasser hatten.
Und so tuckerten wir frustriert unter Motor bis zu unserem nächsten Ziel, der Cala Espalmador (38°46’46.35″, 1°25’38.29″E) im Norden von Formentera. Yep, genau. Da wo wir gestern schon hin wollten.
Und es hat sich gelohnt. Die Bucht war Karibik pur. Und auch ein kleiner Landgang durfte natürlich nicht fehlen. Wobei wir total „overdressed“ waren. Die meisten Besucher der Bucht waren entweder im Adams/Evas Kostüm oder hatten ein paar Zentimeter Lycra um die Hüften. Tja, jedem das Seine.
Und Katzen gab es scheinbar keine hier auf der Insel. Ich habe schon lange nicht mehr so viele Eidechsen gesehen wie hier. Sie huschten uns bei jedem Schritt vor den Füssen durch. Und auch diese Filzbällchen aus Gras sah man hier überall, schon spannend, was die Natur alles so zustande bringt. Und dann kamen wir noch zu einem Salzsee, der aber weiträumig abgesperrt war wegen brütender Vögel.
Und schon von Weitem waren uns diese merkwürdigen Felsen aufgefallen, die so völlig deplatziert wirkten. Als wir uns die näher anschauten sahen wir, dass die vermeitlichen Felsen eigentlich eher Misthaufen waren. Das waren Berge von getrocknetem und von Wind und Sonne solide gepresstem Seegras. Es roch nicht wirklich nett.
Und auch das hatte die Natur zustande gebracht: wunderschöne Gemälde aus beigem und pinkem Sand und allerkleinsten Muscheln.
Und zum Abschied noch ein Auge voll Sanddüne und dann hiess es auch schon wieder „Boje los!“ und weg waren wir.
Wind hatten wir wieder praktisch keinen und so fuhren wir die Passage zwischen Formentera und Ibiza unter Motor. War auch einfacher wegen der vielen Fähren, die zwischen den beiden Insel hin- und hersausten.
Den Ort Ibiza mit seiner markanten Burg liessen wir für diesmal links liegen und nahmen Kurs auf Richtung Nordostspitze von Ibiza. Und ihr werdet es nicht glauben, aber noch aus dieser Distanz, am helllichten Tage und gegen den Wind konnten wir Bässe von Technomusik wummen hören. Kein Klischee, aber auf Ibiza gibt es keine Discos, Ibiza IST eine Disco.
Je nördlicher wir fuhren, um so natürlicher wurde die Insel dann und zeigte viel von ihrer Schönheit. Nur noch ab und zu kamen ein paar Hotelklötze zum Vorschein.
Und das war unser Tagesziel, die Cala San Vicente, ganz im Nordosten der Insel. Einige Bauherren hatten hier ganz schön Mut und hatten sich ihre Villen fast überhängen auf die Felsen gebaut. Was tut man nicht alles für einen ungestörte Aussicht.
Leider hatte es üblen Schwell in der Bucht und nachdem wir genug hatten von dem Geschaukel, kramte der Skipper entnervt unseren Heckanker aus der Backskiste, packte das Ding auf’s Dinghi, fuhr vom Boot weg und schmiss ihn in Schwellrichtung ins Wasser. Dann zurrten wir AnnaSophie’s Hintern daran fest und das Geschaukel wurde einiges erträglicher.
Später kam dann noch eine andere Yacht aus der Schweiz in die Bucht und auch die schmissen irgendwann entnervt den Heckanker aus. Wir unterhielten uns kurz und tauschten einige Tipps aus, da sie in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren.
Am nächsten Morgen hiess es dann „Fair Winds!“ und weg war sie, die Schweizer Yacht. Und wir machten uns auf den Weg Richtung Mallorca. Unter Motor. What else. Auch das Suchen mit dem Feldstecher brachte keinen Wind zu Tage.
Aber eben: Flaute = Arbeit. Und so machte ich mich daran, die Fender zu putzen. Und die Flaute reichte sogar für’s Reinigen der Reling.
Verkehr hatte es nicht viel. Ab und zu kreuzte eine Fähre unseren Weg oder wir sahen ein Segelboot ohne Segel an uns vorbei ziehen. Trauriger Anblick, das.
Und nach langem zähem Motoren kam dann endlich die Insel Sa Dragonera mit dem beeindruckenden Leuchtturm auf dem Cap Liebieg am Horizont hervor und gleich dahinter lag unser Ziel, die Bucht von Sant Elm.
Wir fanden auf Anhieb ein schönes Ankerplätzchen und fackelten nicht lange, schmissen das Dinghi von Bord, montierten den Aussenborder und ab ging’s auf Landgang.
In einem kleinen Supermarkt konnten wir uns noch mit den nötigsten Lebensmitteln eindecken und zur Feier der Ankunft auf Mallorca kauften wir auch noch ein Fläschchen Mallorcischen Wein…
…den wir beim Sonnenuntergang vom Logenplatz aus genossen. Hach, das Skipperleben war einfach schön!