Das hier ist die Marina Smir, in Marokko. Eine am Reissbrett entworfene Marina, irgendwo an die Marokkanische Küste geklatscht. Knappe 10 Seemeilen oder 2 Segelstunden vom Britischen Gibraltar entfernt.
Und doch liegen kulturell Welten dazwischen. Alles ist anders hier. Hier gab es noch eine Zollkontrolle (dem Zöllner fielen fast die Augen aus dem Kopf bei der Inspektion unseres Bootes), ein Passbüro mit richtigen Beamten und schönen dicken Stempeln und eine Capitanerie mit sehr freundlichen Angestellten. Und viel Platz für’s Boot.
Nicht nur dass die Kamele hier – anders wie bei uns – Fell trugen, die ganze Atmosphäre war anders. Und es gab nicht mehr in jeder Bar Bier. Was mit persönlich eigentlich Wurst war, aber den Skipper fast in Panik versetzte. Denn auch das Restaurant in dem er und mein Bruder letztes Jahr noch gegessen und dazu Wein getrunken hatten existierte nicht mehr.
Dafür fanden wir aber ein bisschen weiter unten eine hübsche Bar. Dort hatten wir sogar Verbindung mit der grossen weiten Welt. Und hier hätte es sogar Alkohol gegeben, aber der frisch gepresste Orangensaft den es hier gab stellte alles alkoholische in den Schatten. Und so genossen wir noch ein paar friedliche Stunden in der schönen Marina mit den freundlichen Menschen, die uns immer wieder herzlich willkommen hiessen in ihrem Land.
Und nachdem wir das Zollprozedere und die Passkontrolle abermals durchlaufen hatten, legten wir wieder ab und nahmen Kurs auf Richtung Cartagena. Wir rechneten mit etwa drei Tagen und zwei Nächten, bis wir in Cartagena sein würden.
Aber schon zu Beginn machte sich der Wind rar und wir mussten den Gennaker schon bald wieder zur Seite legen. Und da die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt stirbt, blieb das Ding halt für eine Weile ungebraucht an Deck liegen.
Aber Flauten haben auch ihre guten Seiten: man kann unerledigte Arbeiten endlich anpacken.
Und auch das Leibliche Wohl durfte natürlich nicht zu kurz kommen und nach dem Abendessen gabs dann noch den Sonnenuntergang über Gibraltar zu bewundern, inklusive malerischem Frachter im Vordergrund.
Die Nacht wurde dann ziemlich aufregend, mussten wir doch die Frachtschiffautobahn irgendwie überwinden, die sich durch das Mittelmeer zog. Unser kleines Schiffchen inmitten dem Gewusel von Riesenpötten.
Aber auch diese Nacht überlebten wir ohne Schaden und die Sonne zeigte sich am Morgen von ihrer schönsten Seite.
Und als wir dann hinter Malaga der Küste entlang fuhren, staunten wir nicht schlecht, als wir die immer noch verschneiten Berge der Sierra Nevada sahen…
Und irgendwann kam dann ordentlich Wind auf. Und wie üblich genau auf die Schnauze. Unerschrocken zickzackten wir gegen Wind und immer grösser werdende Wellen an. Aber als uns dann die Strömung auch noch gegenan kam, schmissen wir das Handtuch und flüchteten in die Marina von Almerimar. Eine Nacht unter diesen Bedingungen wollten wir uns nicht antun. Und so lagen wir schon bald in ruhigeren Wassern am Meldesteg der Marina.
Die Capitaneria war sehr hübsch und bei genauerem Hinschauen entdeckte ich in einem grossen Fenster diese Madonna, die den Seefahrenden segnend zuzuwinken schien. Da konnte uns ja wirklich nichts mehr passieren.
Almerimar war eine Retorten Marina, am Reisbrett entworfen, irgendwo an die Küste geklatscht und dementsprechend leblos. Viele der designten Geschäfte waren leer, vieles war verrammelt. Und viele der Appartements waren zum Verkauf ausgeschrieben.
Aber wir verbrachten eine ruhige Nacht und konnten am nächsten Tag unsere Vorräte auffüllen und noch gemütlich was trinken in Sichtdistanz zum Schiff. Das war ja auch was wert. Und dann ging’s schon bald wieder weiter. Und diesmal wollten wir es unbedingt bis über’s Cabo de Palos hinaus schaffen. Mal sehen wie weit wir diesmal kommen würden.
Und von hier kamen offenbar auch unsere Tomaten. Was zuerst aussah wie Schnee, entpuppte sich bei genauerem Hinsehen als eine mit Treibhäusern zugebaute Landschaft. Und wenn ihr mal im Google Earth die Koordinaten 36°45’32.37″N, 2°45’17.90″W eingebt, dann könnt ihr mal sehen, wie die Landschaft hier umgekrempelt wurde, nur um Europa mit Gemüse beliefern zu können…
Am Abend hatten wir das Cabo de Gata (36°43’19.79″N, 2°11’37.99″W) erreicht. Wunderschön wild und unberührt. Nur der Leuchtturm bot der Natur trotzig die Stirn.
Und das hier war eine der paar Segelyachten die offenbar die gleiche Route gewählt hatten wie wir und die mit uns durch die Nacht reisten, immer in Sichtdistanz, bis sie dann Richtung Balearen oder Norden weiterzogen. Und auch sie hatten mehr oder weniger die Segel streichen müssen da der Wind auf die Nacht hin wieder einmal aufgehört hatte zu wehen.
Und so klitschnass sah das Schiff am frühen Morgen aus. Und nein, es hatte nicht geregnet, das Schiff war Tropfnass von der unglaublichen Luftfeuchtigkeit, die die ganze Nacht geherrscht hatte.
Und kurz vor Sonnenaufgang bekam ich dann noch Besuch von dieser Rasselbande hier…
Und kurz vor Mittag tauchte dann das Cabo de Palos im Dunst vor uns auf mit seinem mächtigen Leutturm. Und gleich da um die Ecke lag die Marina Puerte de la Mestra, die wir uns als Ziel ausgesucht hatten, yeah!
Aber als wir um die Ecke bogen und die hässlichen, am Strand aufgereihten massigen Hochhäuser sahen, waren wir nicht mehr so sicher, ob dies die richtige Wahl gewesen war. Ratlos starrten wir uns an.
Aber dann half uns für einmal der Wind, eine Entscheidung zu treffen. Den plötzlich frischte der Wind auf und pustete uns von hinten schön bis genau vor die Hafeneinfahrt von Torrevieja!
Torrevieja war ein hübscher Ort. Nicht so zugeklotzt wie der Rest der Küste. Und die Marina war voll mit Langzeitliegern. Viele aus Deutschland und England. Man schien sich zu kennen und es wurden Tipps, Weinflaschen und Schleifmaschinen von Schiff zu Schiff gereicht. Und auch das Wasser hier war Glasklar und Azurblau, so wie wir es früher schon vom Mittelmeer gekannt hatten.
Und von hier wollten wir nach Formentera starten. Aber wir wollten hier auch ein geeignetes Wetterfenster abwarten. Aber das kam nicht. In den nächsten Tagen sollte es jeweils in der Nacht Sturm geben und auch der Wind zeigte sich wieder mal von seiner zickigen Seite. Und so beschlossen wir, einfach noch ein paar Schläge der Küste entlang zu machen und so die Wartezeit für richtigen Wind zu verkürzen und gleichzeitig die Distanz zu verringern.
Und hinter Torrevieja lagen zwei grosse Salzseen, aus denen immer noch Salz gewonnen wurde. Zwar nicht mehr so mühsam und in harter Arbeit wie früher, aber die Salzberge waren doch schon von weit her zu sehen.
Und am letzten Abend wollten wir es endlich mal mit einer Paella probieren. Nun ja, sie schmeckte besser als sie aussah, aber der Vollmond und die schöne Stimmung in der Marina machten das nicht ganz so gelungene Essen wieder wett.
Vilajojosa war unser nächster Stopp, aber das war nicht spektakulär und wir machten uns nicht die mühe, die Marina zu verlassen.
Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Norden, der völlig verbauten Küste entlang. Man fragte sich wirklich, was sich die Spanier dabei gedacht hatten, eine an und für sich schönen Landschaft so zu verschandeln…
Aber hinter Benidorm wurde es dann besser und die Landschaft konnte wieder mit ihren schöneren Seiten glänzen. Und weil uns an der Ecke bei Benidorm wieder einmal der Wind ausgegangen war, machten wir einen Schwenker näher zur Küste hin, um uns die beeindruckenden Gesteinsformationen und Klippen näher anzuschauen.
Am meisten verwunderte uns der Wasserfall, der aus diesem Mondgestein sprudelte und ein kleines Fleckchen Ödnis in eine Oase verwandelte.
Auch die Kormorane schienen die beeindruckenden Felsen zu bestaunen…
Und wieder so ein beeindruckendes Lighthouse, diesmal der Faro Punta del Albir. Und auch die Wolken wetteiferten mit den Felsen um die verwegensten Formen…
Und dann hatten wir unser letztes Ziel an der Spanischen Ostküste erreicht. Moraira war eine positive Überraschung. Hier gab es weit und breit kein Hochhaus und keine lärmigen Strassen. Und gleich gegenüber der Marina lag die Essmeile. Das mussten wir natürlich gleich auskosten.
Das Städtchen war so ähnlich wie Ibiza, sogar die Hippies gab es hier. Aber auch schicke teure Läden und Restaurants.
Und nach einem ausgiebigen Bummel durch Moraira genehmigten wir uns wieder mal ein Glacé bevor wir zum Schiff zurück gingen, man gönnt sich ja sonst nix.
Und morgen sollte es dann endgültig nach Formentera gehen. Wind und Wetter verhiessen optimale Verhältnisse. Ob wir wohl wirklich einmal Glück haben würden mit dem Wetter oder ob wir wieder mal die Haube voll kriegen würden…? Ach, wir würden es so oder so schaffen. Wir drei.