Wir sind in Göteborg. Zwei Tage haben wir gebraucht, um die 85 km auf dem Trollhätte (Trollenhut) Kanal von Vänersburg nach Göteburg zurückzulegen. Wir haben mit 6 Schleusen 44 m Höhenunterschied bewältigt und sind unter 12 Brücken durchgefahren, 6 davon mussten sie eigens für uns öffnen. Und das konnte manchmal ganz schön dauern. Der erste Tag war Wettermässig durchzogen und den zweiten haben wir bei schönstem Sonnenschein verbracht
Als wir letzten Freitag aus der Klitt Ankerbucht ausliefen verlief der Tag eher ereignislos, bis auf das deftige Gewitter, das uns kurz vor Vänersborg noch überraschte. Und die Wartezeit vor der Strassen- und dann vor der Eisenbahbrücke kurz von Vänersborg verbrachten wir im strömenden Regen. Machte nicht grad Stimmung. Und so verkrochen wir uns nach dem Anlegen im Hafen auch schon bald in unseren Kojen.
Am nächsten Tag lachte aber schon wieder die Sonne und beim “Einkaufsbummel” im hübschen Vänersborg war es schon wieder recht heiss.
Und kurz nach Mittag machten wir uns auf den Weg Richtung Trollhätte Kanal. Weit kamen wir dabei nicht. Denn schon nach wenigen hundert Metern stand uns das erste Hindernis im Weg: eine Strassenbrücke. Da sämtliche Brücken und Schleusen auf dem Kanal mittlerweile von einem zentralen Ort aus per Video überwacht und ferngesteuert werden, konnten wir uns nur an den Ampeln orientieren, ob wir gesehen wurden oder nicht. Und die Ampel hier stand hartnäckig auf rot. Die Kontaktaufnahme via VHF brachte auch nicht viel. Wir wurden lediglich angewiesen, 15 Minuten zu warten. Also dann halt an den Wartesteg und auf bessere Zeiten hoffen.
Als sich nach mehr als einer dreiviertelstunde immer noch nichts bewegte und wir schon langsam am Verzweifeln waren, kam von Vänersborg her ein Seenotrettungsboot angebraust uns siehe da! Die Brücke öffnete sich wie von Geisterhand. Und als uns der Steuermann auch noch zuwinkte, wir sollten ihm folgen, gab’s nur noch eines: Leinen los und hinterher. Anschliessend konnten wir ganz entspannt für eine Weile durch die schöne Landschaft tuckern.
Dann kam die erste Schleuse. Wir hatten in unseren Unterlagen gelesen, dass die Schleusen hier zwar viel höher waren als die des Göta Kanals aber einfacher und unproblematischer. Nun ja. Wir hatten zwar bis zu diesem Punkt bereits über 60 Schleusen hinter uns, aber es ist jedesmal wieder ein mulmiges Gefühl, vor einem dieser Teufelsdingern zu stehen. Aber wieder einmal stand die Ampel auf rot und eine kurze Anfrage via Seefunk bescherte uns wieder mal eine Wartezeit von 15 Minuten, was so viel hiess, dass es länger dauern konnte. Also wieder an den Wartesteg und – warten.
Aber glücklicherweise kam bald darauf ein weiteres Segelboot an die Schleuse gefahren und wir hofften inbrünstig, dass es sich dabei um Schweden handeln würde. Weil wir hatten so das dumpfe Gefühl, dass die heimische Nationalität die Sache beschleunigen würde. Und siehe da! Auch diesmal wechselte die Ampel alsbald von rot auf grün. Da wir wie gesagt diese Art von Schleuse noch nie gemacht hatten, versuchten wir nun das schwedische Segelboot durchzuwinken um es ihnen dann nachzutun. Aber die zwei Männer auf dem Segelboot scheinen zu zögern oder nicht zu verstehen. Als sie nahe genug waren, riefen wir ihnen zu, dass wir sie gerne vorlassen würden, da wir diese Schleuse noch nicht kannten. Umgehend kam die Antwort zurück, dass sie das auch noch nie gemacht hätten, da sie das Boot erst vor ein paar Tagen irgendwo am Vänernsee erstanden hätten. Na dann Prost!
Nach kurzem hin- und her fuhren wir in die Schleuse ein die wenigstens gross genug war für etwa 10 Boote und nach der ersten Nervosität ging das Abschleusen dann doch ohne Probleme von statten. Während des Abschleusens unterhielten wir uns mit der schwedischen Crew und erfuhren, dass sie praktisch keine Wartezeiten gehabt hätten auf ihrem Weg. Nachdem wir der schwedischen Crew scherzeshalber erst ihre Flagge abkaufen oder gegen unsere eintauschen wollten und sie dieses dankend ablehnten, beschlossen wir, den Rest der Strecke im Team zu bewältigen.
Und so kamen wir dann auch ohne weitere Wartezeiten an den verschiedenen Brücken an unserem Tagesziel, der Spikön Marina in Trollhättan an. Dort machten wir dann Bekanntschaft mit unseren “Lotsen” Michael und Dante, Vater und Sohn. Es wurde ein geselliger Abend mit eifrigem Austausch von Biersorten und Geschichten über’s Segeln.
Am nächsten Tag standen wir rechtzeitig vor der Brücke gleich hinter der Marina und wurden auch bald einmal durchgelassen.
Danach folgten noch einige Schleusen, die wir mit viel Nervenkitzel, einem kleinen Kratzer an der Boots-Scheuerleiste und ein paar Dellen im Ego (infolge deppertem Verhalten) gut hinter uns brachten.
Nach den Schlesuen wurde es dann ruhiger und wir konnten die Fahrt bis kurz vor Göteborg bei schönstem Wetter und mit Hilfe useres Crewmitglieds Autopilot entspannt geniessen. Ein paar hundert Meter vor Göteborg wurde es noch mal spannend, als unseren schwedischen Begleitern in der Durchfahrt für die extra für uns geöffnete Eisenbahndrehbrücke das Getriebe versagte und sich das Boot quer stellte. Im Rückwärtsgang und mit Vollgas schafften sie es dann doch und wir kamen nochmal heil davon.
Kurz darauf verabschiedeten wir uns von unseren Begleitern und wir fuhren unser nächstes Hindernis an, das unsere Begleiter mühelos dank kürzerem Mast passieren konnten. Wir riefen die Brücke wie gewohnt per Funk an und erfuhren, dass wir mit einer Stunde Wartezeit zu rechnen hatten. Mit unseren Begleitern hatte uns offenbar auch das Glück des schnellen passierens verlassen. Und wieder legten wir mit einem waghalsigen Klettermanöver an dem für unser Boot viel zu hohen Wartesteg an, der von Gänse- und Mövenkot übersäht war. Aber offenbar hatte unsere Akrobatikeinlage gefallen gefunden bei den Bedienern der Brücke, denn kaum sassen wir wieder sicher im Boot als es hiess, die Brücke sei nun frei zur Durchfahrt. Was soll man da noch sagen…
Zum Glück lag die Marina nur hundert Meter links hinter der Brücke und wir konnten unser Boot müde aber heil in der Lilla Bommen Marina mitten in Göteborg vertäuen.