Wir sind in der Algarve und es ist heiss. Sehr heiss. Es ist „oh-Mann-ich-brauch-ein-Bierchen/Cyderchen“ oder „Ächz-schon-wieder-nasses-T-Shirt“ heiss. Herrlich. Aber das haben wir uns ja auch hart verdient!
Aber nochmal zurück zu Lissabon. Nach unserem karibischen Zwischenstopp in der Bucht von Seixal setzten wir über in die Marina Alcantara, einem ehemaligen Frachthafen. Auf der anderen Seite wurden immer noch Container herumgestapelt.
Und was uns schon in Porto aufgefallen war, bestätigte sich hier: die Yachten um uns herum wurden immer grösser und bulliger. Wo früher unser Schiff von der Grösse her schnell mal auffiel, erschien es uns hier fast verschwindend klein. Oder könnt ihr hier auf dem Bild AnnaSophie noch sehen? Kleiner Tipp: es ist die Yacht mit dem grossen „Fender“ am Hintern.
Es konnte kaum daran liegen, dass die Leute hier reicher waren und sich halt grössere Schiffe leisten konnten. Es lag wohl eher daran, dass hier Schiffe von Hochsee tauglicher Grösse die bessere Option waren.
Die meisten Boote waren mit alternativen Energiequellen ausgestattet und verfügten auch sonst über so allerlei „Unentbehrliches“ für den eventuellen Sprung über den grossen Teich.
Auch sahen wir seit Spanien immer mal wieder die gleichen Boote im Hafen, so wie die bullige, aber liebevoll gepflegte UNIKUM, die uns das erste mal in A Coruña aufgefallen war.
Manche trieben ihren Ausrüstungswahn aber fast ein bisschen zu weit. Oder gab es tatsächlich segelnde „Messies“? Das war jedenfalls nicht die erste total überladene Yacht, die uns aufgefallen war.
Und auch das sah man immer häufiger: Yachten die schon für’s Winterlager eingepackt waren.
Und dann gab es noch ein Phänomen, das ich so noch nirgends gesehen hatte: das Phänomen der verlassenen Schiffe. Die ersten dieser Geisterschiffe hatten wir in Porto gesehen. Es blutete einem fast das Herz ob so viel Verwahrlosung!
Zerrissenen Sprayhoods, offene (aufgebrochene?) Fenster, abmontierte Instrumente und Winschen. An manchen hingen Zettel von offizieller Stelle mit irgend einem Avviso oder waren gleich angekettet.
Wir versuchten uns vorzustellen, was da passiert sein konnte. Schiff hier eingewintert, Eigner verstorben, Zahlung läuft weiter? Geld ausgegangen, einfach abgehauen? Gestohlen und zurückgelassen? Einfach nur traurig. Aber so ist das Leben und unsere Reise gingen weiter.
Viel Zeit um uns Lissabon anzuschauen hatten wir eigentlich gar nicht gehabt. Max musste schnell für zwei Tage geschäftlich in die Schweiz und auch ich war mit Arbeit eingedeckt. Ausserdem funktioniert das Internet wieder mal nicht wie gewünscht und so musste ich wieder einmal vor dem Marinaoffice auf den Knien Daten übermitteln.
Nur beim Einkaufen konnte ich mir den einen oder anderen Spaziergang durch diese schöne Stadt genehmigen.
Als Max wieder da war, reichte es wenigstens noch für ein feines Abendessen in einem der vielen Restaurants im Barrio Alto. Es gab Fleisch auf heissem Stein für Max und für mich gab’s ein Brasato vom Huhn. Und natürlich ein Fläschchen Wein aus der Gegend.
Auf dem Nachhauseweg konnten wir noch einmal die Ponte 25 de Abril bewundern…
…und am nächsten Morgen beim Ausfahren. Und einem alten Brauch zufolge warfen wir beim Durchfahren der Brücke eine Münze über die Schulter. Dies sollte sicherstellen, dass man irgendwann einmal wieder nach Lissabon kommt. Na dann: ho-hepp!!
Auf dem Meer wehte ein laues Lüftchen und Crewmitglied Speedy-Geni war wieder mal dran mit Arbeiten. Alle Andern – Chillen.
Schön war zu sehen wie der Mond aufging. Bald war Vollmond…
Und bald darauf verabschiedete sich die Sonne spektakulär…
…und wir segelten in die Nacht. Es gibt nichts Schöneres als unter Segeln durch die Nacht zu sausen. Aber bald schon wurde uns das durch üblen Seegang vergällt und Baum und Segel fingen wieder an wild um sich zu schlagen. Und so mussten wir uns geschlagen geben und die Segel einrollen. Schade.
Um vier Uhr früh lag das Cabo de Sao Vicente querab und wir konnten Kurs anlegen Richtung Algarve. Und bald schon wurde das Meer ruhiger und wir wurden wieder einmal von Hinten unserem Ziel entgegengeschoben.
Im Morgengrauen dann der erste Blick auf die berühmten Klippen kurz vor Lagos.
Und eine knappe Stunde später hatten wir die Hafeneinfahrt von Lagos erreicht. Schnell die Formalitäten erledigt und dann ging’s durch die Klappbrücke in die Marina.
Endlich unter Palmen! Und AnnaSophie ist wieder kaum zu sehen unter all den grossen Yachten (Zweites Schiff von Vorne in der mittleren Reihe)!
Und dann wurde AnnaSophie wieder mal ordentlich geputzt. Besuch war angesagt und da musste natürlich alles glänzen.
Und dann war es soweit. Lilo und Irene waren hier. Lilo lebte seit neun Jahren hier in der Nähe und ihre Schwester Irene, eine gute Bekannte meiner Eltern, verbrachte jedes Jahr den Sommer hier in der Algarve.
Schön dass es doch noch geklappt hatte. Schon im Frühling hatten wir uns bei den beiden Damen angemeldet. Und es waren unzählige Mails hin- und her gegangen, um einen Termin festzulegen.
Und nein, es gab nicht Kaffee und Kuchen, es gab ordentlichen portugiesischen Weisswein.
Anschliessend gingen wir noch in einem der vielen Restaurants gleich in der Marina essen. Es gab viel zu erzählen und wir lauschten gebannt den Erzählungen über die Algarve.
Und zum Schluss durfte ein Eis natürlich nicht fehlen. Das hatten wir uns ja wirklich vedient.
Am nächsten Morgen holte uns Lilo mit dem Auto ab und wir fuhren in das Dorf im Hinterland in dem Irene wohnte. Und dort gab’s dann erst mal Kaffee und was Süsses zur Stärkung. Anschliessend zeigten uns Lilo und Irene das schmucke Dorf. Es war schön, noch ein Stück authentisches Portugal zu finden.
Anschliessend gab’s im Dorflokal etwas zu essen. Ich meine natürlich nicht die Katze, die war nur Dekoration.
Und dann zeigte uns Lilo noch ihr kleines Paradies mit dem wunderschönen Garten und – wenn es nicht so dunstig wäre wie heute – mit Blick auf’s Meer. Wow! Hier liess es sich trotz Hitze wirklich gut leben.
Dann ging’s wieder zurück nach Lagos, wo wir dank der Ortskenntnisse der Damen in einem wunderbaren Fischrestaurant noch zu Abend assen – mit Ausblick auf den aufgehenden Vollmond!
Was für ein gelungener Ausklang für so einen schönen Tag! Danke Lilo und Irene, Euer Leben hier hat uns sehr beeindruckt. wir kommen gerne zurück!!
1 Kommentar
Das sind wieder schöne Bilder und Geschichten! Ich reise gerne mit und bin ab jetzt noch mehr gespannt, was es zu berichten gibt, wie Fredy die Fender anbindet (Mastwurf geübt?), kurbelt, dass die Segel richtig stehen und Küchendienst macht ….und natürlich wohin die Reise führt.
Toi, toi auf den letzten Reiseabschnitt- Auf ein baldiges Wiedersehen. Liebi Grüess nach CADIZ . Barbara