Ich will mich ja nicht beklagen, aber an Skipper Max’ Geburtstag hätte es ruhig ein wenig freundlicher sein können. So sah es in der Marina am Donnerstag Morgen aus, kurz vor dem Auslaufen. Das entsprach wahrhaftig nicht unserer Vorstellung von einem Sommer in Spanien. Und das ausgerechnet an Skipper Max’ Geburtstag…
Und als wir kurz hinter der Hafenmole wieder von diesen Monsterwellen verschluckt wurden, entschieden wir uns umzukehren und Max’ Geburtstag etwas gemütlicher anzugehen.
Dabei hatte es uns hier in A Coruña eigentlich ganz gut gefallen. Wir waren ja am letzten Samstag angekommen und nachdem wir erst mal ausgeschlafen hatten, gingen wir daran die Stadt zu erkunden.
Das erste das uns hier auffiel war die markante Burg, die die Marina zu bewachen schien.
Und Einkaufen stand natürlich wieder mal ganz oben auf unserer To do Liste. Und hier in diesem Supermarkt efuhren wir, dass Rioja nicht eine Weinsorte ist, sonder ganz einfach der Überbergriff für roter Wein, vino rioja eben. Da gab es Weine von denen wir noch nie gehört hatten. Aber wir hatten ja jetzt ein wenig Zeit, uns durch das Sortiment zu probieren.
Nachdem wir die Sachen auf dem Schiff verstaut hatten, bummelten wir durch die Stadt…
…immer wieder mal ganze Strassenzüge mit diesen für diese Gegend so typischen verglasten Häusern…
…und für das leibliche Wohl gab’s ganze Strassen mit einem Restaurant nach dem andern. Und hier haben wir uns dann zum ersten mal so richtig durch’s Tapas Menü durchgearbeitet.
Anschliessend fielen wir müde in unsere schwimmenden Betten.
Am Sonntag stand dann wieder mal Schiff putzen auf dem Programm. AnnaSophie sah aus wie in Salz gepökelt. Alles war salzig. Man konnte kaum noch aus den Fenstern sehen. Ich wundere mich immer wieder mal darüber, wie es möglich ist, dass ein Boot, das etwa ein viertel so gross ist wie die Wohnung zu Hause, zehn mal mehr Arbeit gibt….?!?
Ausserdem standen wieder mal kleinere Reparaturen an und als wir all die Wäsche zusammentrugen, die sich in der letzten Zeit so angesammelt hatte, entschieden wir uns, alles in einen Wäscherei zu geben. Denn mit den Waschmaschinen in der Marina war das nicht mehr zu bewältigen. Das waren Münzautomaten, die man immer wieder mal nachfüttern musste und unser Boot lag eher etwas abgelegen.
Dann galt es wieder einmal abzuklären, ob man unsere Gasflaschen (eine war leer, die andere fast) eintauschen oder nachfüllen konnte. Auch immer wieder ein leidiges Thema.
Am Dienstag beschlossen wir, mal alles stehen und liegen zu lassen und einen Ausflug zu machen. Und da Santiago de Compostela ganz in der Nähe war, fuhren wir mit unseren Rädern zum Bahnhof von A Coruña, bestiegen den Zug und waren auch im nu an unserem Ziel (der Zug fuhr über 200 Km/H schnell).
In Santiago de Compostela angekommen, mussten wir uns erst einen Überblick verschaffen. Der Ort war grösser als wir gedacht hatten. Und es liefen tatsächlich Horden von Leuten mit Rucksäcken durch die Gassen. Ob das tatsächlich alles Pilger waren??? In den Läden war es jedenfalls das beherrschende Thema und offenbar ein Verkaufsschlager.
Aber es gab auch hier wiederum ruhigere Orte…
…und natürlich fand sich das Emblem der Jakobsmuschel in jeder Form und an jeder Ecke.
Und rund um den eigentlichen Dom und in dessen Inneren wimmelte und wuselte es wie in einem Bienenstock. Das war nicht mehr schön. Also wenn man diesen beeindruckenden schönen Dom in Ruhe ansehen will, muss man wahrscheinlich im Winter hierher kommen. Wir verschwanden jedenfalls schnell wieder.
Wir liessen uns dann in einer der unzähligen Vinotheken nieder und genossen noch das eine oder andere Müsterchen spanischer Weinbaukunst während sich andere die Nasen an den unzähligen Souveniershops platt drückten. Und keine Angst, bis wir wieder in A Coruña waren waren wir wieder nüchtern. Radfahrer und Fahrräder sind wohlauf!
Am Mittwoch ging dann die Jagd nach den Gasflaschen los. Und genauere Seekarten von der Region brauchten wir auch noch. Hier in der Marina gab’s schon mal keinen Shipchandler. Aber in der Marina am anderen Ende der Stadt war einer. Wir also auf die Räder und mitten durch die Stadt. In Spanien nicht grade in Vergnügen.
Dort angekommen stellten wir fest, dass es sich bei dem Shipchandler um einen Shop für Motorersatzteile handelte. Aber der Verkäufer wusste wenigstens wo man Gasflaschen und Karten bekommen konnte. Auf unserem Stadtplan machte er in paar Kreuzchen und wir wieder ab durch die Stadt. Beim ersten Keuzchen angekommen war zwar ein Shop, aber der verkaufte keine Karten, und die Verkäuferin erklärte uns sehr detailliert und auf spanisch, wo es diese zu kaufen gab. Das war sehr nett aber nicht hilfreich.
Dann halt ab zu Kreuzchen zwei. Dort gab es Gasflaschen, aber nicht die die wir in unserem Schiff hatten. Die waren hier in Spanien unbekannt. Die Gasflaschen hier waren einiges kleiner und aus Stahl. Zur Not kauften wir halt eine dieser Gasflaschen. Irgendwie würde sich das Ding schon verwenden lassen.
Als wir auf dem Weg zu Kreuzchen drei an einem Geschäft vorbei radelten, entdeckte ich im Augenwinkel das Wort “Harken”. Ich legte eine Vollbremsung hin und schrie Max hinterher, der schon weiter geradelt war. Denn “Harken” ist ein bekannter Hersteller von WInschen für Segelboote. Und tatsächlich, das Geschäft entpuppte sich als richtiger Shipchandler. Und sie verkauften sogar Karten!! Und sogar die die wir brauchten!!!
Zurück beim Schiff machte sich Max daran, die neue Gasflasche anzuschliessen. Während wir uns noch den Kopf zerbrachen, was wir mit den leeren Flaschen anstellen sollten, sah ich einen Skipper mit einer Gasflasche auf seinem Schiff herumhantieren. Die Gasflasche sah so aus wie die die wir gerade gekauft hatten, nur viel grösser. Max ging hinüber und fragte den Skipper, woher er die Flasche hatte. Der hatte die Flasche aus Belgien mitgebracht und war auf dem Weg, diese auffüllen zu lassen…! Das war genau was wir brauchten!! Also packte Max schnell eine unserer Flaschen und begleitete den belgischen Skipper zu dem kleinen Shop mit Fischereiartikeln um zu fragen, ob sie unsere Flaschen auch auffüllen könnten. Erst beäugte der Mann unsere Flaschen, meinte dann aber, das müsste schon gehen und wir könnte die Flaschen am nächten Tag wieder abholen. Halleluja, dann hatte die “Pilgerfahrt” nach Santiago de Compostela ja was gebracht… 😉
Am nächsten Tag sah es dann eben so aus. Die Wettervorhersage versprach zwar Besserung, aber wir wussten, dass es übel werden würde. Schnell noch die inzwischen wieder vollen Gasflaschen geholt, aufgetankt und ab ging es aufs Meer.
Da blieb einem das Happy Birthday singen im Hals stecken und beim Leuchtturm Hercules dachten wir das erste mal ans Umkehren. Und nach ein paar weiteren Meilen Achterbahnfahrens hatten wir genug. Wir drehten um und nahmen wieder Kurs auf A Coruña, nur diesmal fuhren wir in die Marina direkt im Stadtzentrum.So als kleines Trösterchen.
Kurz nach dem Anlegen machten wir uns Ausgehfein und Max durfte sich das Restaurant aussuchen. Schliesslich fanden wir ein kleines Lokal, das uns noch authentisch schien. Und tatsächlich, nach einiger Zeit war das Lokal rammelvoll mit lauten, vergnügten Spaniern. Und wieder arbeiteten wir uns durchs Tapas Menü und auch diesmal war alles superfein.
Beim Verlassen des Lokals fielen mir wieder einmal mehr die von der Decke hängenden Jàmon Keulen auf.
Und nachdem wir noch ein geeignetes Lokal für einen Schlummertrunk gefunden hatten (es gab schottischen Whisky), wurden langsam unsere Augenlider schwer. Ganz im Gegensatz zur lokalen Bevölkerung, die noch voll im Saft zu sein schien und sich offenbar langsam warm feierte, mit Kind, Hund und Kegel.
Und hier träumen wir nun, von einem herrlichen Segeltag vor der Küste Galiziens, bei schönstem Wetter, bestem Wind und spiegelglatter See…
(Nun ja, träumen darf man ja wohl noch…)
1 Kommentar
Hallo zusammen
Danke einmal mehr für den ausführlichen Bericht. Wir lesen immer gespannt mit. Diese Umkehraktion vor Coruna haben wir per Live-Tracker mitverfolgt und uns schon gefragt, was das wohl sollte (“haben sie ächt ein Velo am Pier vergessen…”). Ich hoffe, das Wetter ändert nun bald auf Sommer-Modus. Ebenfalls hoffe ich, ihr findet einen Weg durch die Monster-Wellen. Wünsche jedenfalls gute Weiterreise. Bis bald.. Fredy