Da hinten irgendwo war England…
…und da vorne ist irgendwo Frankreich. Da wollten wir zwar nicht hin, aber die Richtung stimmte.
Einfach geradeaus von Norden nach Süden. Kann doch nicht so schwer sein, oder? Ja, mit dem Flugzeug kein Problem. Aber mit dem Schiff? Tja, da sieht „Geradeaus von Norden nach Süden“ dann so aus…
Max hatte schon am Tag vorher berechnet, wann wir losfahren mussten, um Wind und Strömung optimal zu nutzen. Und Strömung hatte es wahrlich genug im Channel. Und die wechselte erst noch vier mal am Tag die Richtung. Aber wenigstens gab es dafür verlässliche Tabellen. Was man vom Wind nicht gerade sagen konnte. Auf den konnte man sich ja nicht immer verlassen.
Um halb sieben ging es dann los. Der Wind war fantastisch, aber leider nicht ganz aus der Richtung, die uns die Wettervorhersage versprochen hatte. Und so kämpften wir sehr, sehr hart am Wind gegen die Strömung an. Wir drifteten mehr und mehr ab Richtung Le Havre, und da wollten wir nun wirklich nicht hin. Als wir noch zwanzig Seemeilen von der Französischen Küste entfernt waren, hatten wir schon frustriert nach Alternativzielen zu suchen begonnen. Und dann kehrte die Strömung doch noch um. Und wie!! Wir wurden schneller und schneller und kamen unserem ursprünglichen Ziel immer näher. Aber wir konnten bald einmal sehen, dass es nicht ganz reichen würde. Wir würden eine Wende machen müssen. Und als wir von Le Havre sechs Frachter hintereinander auf die Frachtstrasse im Ärmelkanal zusteuern sahen, entschieden wir, die Wende jetzt zu machen. Wir segelten so lange parallel zu den Frachtern, bis diese uns überholt hatten und wir gefahrlos wieder auf unseren alten Kurs zurück konnten. Und nach der zweiten Wende wurden wir unserem Ziel regelrecht entgegen gespült.
Kurz vor der französischen Küste wurde es dann noch spannend, als wir sahen (und via Funk hörten), wie eine Segelyacht, die grad unseren Weg kreuzte, von einem französischen Zollboot angesteuert und ausgefragt wurde. Die mussten über alles Auskunft geben und am Schluss wurden sie gerüffelt, weil sie offenbar an ihrem letzten Hafen nicht ausklariert hatten. Wir dachten schon, oha, wir sind als nächstes dran! Und tatsächlich hielt das Zollboot anschliessend direkt auf uns zu. Ich machte mich schon mal am Funkgerät bereit, um Fragen zu beantworten. Doch die fuhren nur hinter uns her ohne etwas zu fragen. Wir montierten unsere Heiligenscheine eine Handbreit über den Köpfen und winkten erst mal höflich hinüber, sie winkten höflich zurück während Einer uns interessiert mit dem Feldstecher beobachtete. Wir warteten und lächelten freundlich. Und dann zogen sie ab….!?!
Offenbar war das AIS, in dem alle Angaben über uns gespeichert sind, wieder einmal äusserst Hilfreich…
Und dann gab’s wieder mal was zu feiern! Und zwar die 600ste Seemeile seit unserem Start von Holland…
Kurz vor Acht Uhr Abends hatten wir die Einfahrt zum Harbour von Alderney vor uns und um Acht Uhr lagen wir an einer Boje. Wir hatten es geschafft!! Fast 100 Seemeilen hatten wir heute zurückgelegt (Luftlinie wären es 60sm). Ganz schön happig. Und nachdem wir zu Abend gegessen hatten, ging es nicht lange und es wurde still auf dem Schiff.
2 Kommentare
Gratuliere für die hart erkämpfte Etappe ! Ab jetzt gibt es für eine weile Baguettes zum Frühstück ?!
liebe Grüsse. Barbara
Noch nicht ganz! Wir befinden uns immer noch auf britischem Boden, auch wenn schon vieles französich anmutet. Aber wenn ihr kommt, gibt’s definitiv frische Baguette zum z’Morgen!!
Oh! Tschuldigung. Max korrigiert micht gerade. Wir befinden uns auf Königlich-Britischem Hoheitsgebiet. Die Kanalinseln sind nicht mal im Common Wealth. Cheap Schnaps forever!!