Seglermekka Solent

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Solent. Absolutes Seglermekka der Briten. Und stehen bleiben ist hier so gut wie unmöglich. Und ich befürchte, jetzt hat es sogar mich erwischt. Das Kompetitionsfieber!!

Aber ich greife vor. Ich mach noch mal eine kleine Zeitreise zurück zum letzten Sonntag. Wir waren ja Samstag Nacht in der Marina von Portsmouth eingetroffen. Und am Sonntag hatte Max wieder einen ehemaligen Kollegen, der für die englische Vertretung seiner Ex-Firma gearbeitet hat, auf’s Schiff eingeladen.

20150623-02Richard und Leslie hatten eine Flasche Prosecco mitgebracht und so konnten wir bei schönstem Sonnenschein im Cockpit auf den heutigen Tag anstossen. Aber bald schon hiess es Leinen los und wir setzten schon kurz nach der Hafeneinfahrt die Segel.

20150623-03Und schon bald brausten wir im Zickzack auf dem Solent, der Passage zwischen Südengland und der Isle of Wight herum.

20150623-04Richard war in seiner Jugend als Windsurfer auf diesen Wassern unterwegs gewesen und kannte sich dementsprechend aus. Leslie hingegen war ein Wasser Neuling und ich war erstaunt, wie wohl sie sich zu fühlen schien auf dem Boot, obwohl wir bei Starkwind mit vollem Tuch unterwegs waren.

Das ist das Schöne an unserer AnnaSophie. Das Gewicht macht das Boot zu einem starken Panzer, den auch heftige Wellen nicht aus der Ruhe bringen können. Und das gibt offenbar nicht nur uns ein Gefühl der Sicherheit.

20150623-05Es war viel los auf dem Wasser. Und ich staunte, wie dreist die Briten in ihrem Heimrevier den grossen Schiffen und Fähren um die Buge sausten. Manchmal fast beängstigend.

20150623-06Aus Neugier umrundeten wir dann noch eine der vielen Festungen, die die Einfahrt nach Portsmouth bewachten.

20150623-07Die ersten dieser Festungen wurden offenbar schon zu Zeiten Napoleons errichtet und immer wieder erneuert und hatten auch in den zwei Weltkriegen eine wichtige Rolle in der Landesverteidigung gespielt. Vor allem auch deshalb, weil sich in Portsmouth ein grosser Hafen der Britischen Marine befindet.

Inzwischen wurden diese Forts alle umfunktioniert und eines soll sogar ein Luxushotel sein. Klickt doch mal bei www.amazingvenues.co.uk/solent-forts/ rein. Ihr werdet staunen.

20150623-08So gegen vier Uhr kehrten wir in den Hafen zurück und fanden ein Plätzchen neben einer alten Fregatte. Das gab einem doch gleich ein sicheres Gefühl…

20150623-09Zum Schluss luden uns Richard und Leslie noch zum Abendessen auf’s Feuerschiff ein, das auch in der Marina lag und zum Restaurant umgebaut worden war. Es gab echte englische Kost und es war sogar geniessbar… 😉

Anschliessend gab’s noch einen Abschiedstrunk auf unserem Schiff und ich bin sicher, dass unser Besuch, zu Hause angekommen, in erholsamen Tiefschlaf verfiel.

20150623-10Montag, England und Regen. Das passt so gut zusammen, dass es fast poetisch ist. Nach einem gemütlichen Frühstück beschlossen wir, uns Portsmouth noch ein wenig näher anzusehen. Vielleicht ein Museum zu besuchen.

20150623-11Wir fuhren also mit der Fähre von Gosport (wo unsere Marina lag) hinüber nach Portsmouth. Nachdem wir in einigen Läden waren und in einem Bookstore Bücher gekauft hatten, mussten wir uns natürlich stärken…

20150623-12Und eigentlich waren wir ja schon auf dem Rückweg, als es plötzlich sonnig wurde und wir spontan beschlossen, doch noch auf das Wahrzeichen von Portsmouth, den Spinnaker Tower zu fahren. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Man hatten von hier oben einen exzellenten Blick über den ganzen Solent.

20150623-13Portsmouth ist wirklich eine interessante Mischung aus Geschichte und Neuzeit.

Danach fuhren wir mit der Fähre wieder auf die andere Seite und besuchten noch The Royal Navy Submarine Museum gleich hinter der Haslar Marina. Wir nahmen auch Teil an einer Führung durch das Prunkstück der Ausstellung, die HMS Alliance.

20150623-14Die optimale Schocktherapie für Klaustrophobiker so ein U-Boot, muss ich schon sagen.

20150623-15Gestandene ehemalige U-Boot Besatzungsmitglieder führten durch das Stahlmonster. Man konnte einfach nur staunen…

20150623-16…mit einem leichten Schaudern und gesträubten Nackenhaaren. Das Gefühl von Enge wurde noch verstärkt durch das Einspielen von Originalgeräuschen und das authentische Vibrieren und den Lärm der Dieselmotoren. Es fehlte nur noch das Knacken des Rumpfes bei 15 – 20 Bar Wasserdruck… Wirklich sehr beeindruckend.

20150623-17Anschliessend noch ein kurzer Besuch im Supermarkt und dann schnell auf’s Schiff zurück, Leinen los und schon bald lag Portsmouth in unserem Kielwasser.

Eigentlich war es schon spät, aber es waren noch einige Segelboote unterwegs. Der Wind war ganz schön happig, aber wir hatten ein gutes Gefühl. Und so verkleinerten wir nur das vordere Segel ein wenig und schon bald rauschten wir mit Vollgas in Richtung Isle of Wight.

20150623-18Wir hatten es zwar nicht wirklich eilig aber wir genossen das spritzige Tempo trotzdem. Dass wir dabei alle anderen Boote überholten, war uns längst zur Gewohnheit geworden.

Irgendwann bemerkten wir aber, dass zwei Boote sich offenbar angestachelt gefühlt hatten und die Verfolgung aufnahmen. Das konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen und so begannen wir halt auch, unsere Segel noch ein wenig straffer zu trimmen und unsere Wenden noch ein wenig strategischer auszuführen.

Und kurz vor Cowes wurde es dann richtig regattamässig spannend. Einer unserer Gegner versuchte, eine Wende zu sparen und an uns vorbeizuziehen. Dafür musste er aber gefährlich nahe am Ufer segeln. Aber er hatte die Rechnung ohne unsere Fähigkeit, auf fast 30° hart am Wind zu fahren, gemacht. Und so musste er am Schluss doch noch Wenden, während wir mit Vollgas an ihm vorbei zogen und als Erste in Cowes ankamen. England, die stolze Seglernation – geschlagen von einer Schweizer Zweier Crew! Yeah!

20150623-19Stolz grinsend fuhren wir in die Mündung des Flusses Medina ein, der das Städtchen Cowes in zwei Teile trennte. Wir fuhren hinauf bis in die East Cowes Marina.

20150623-21Kaum hatten wir angelegt, wurden wir fast noch von einem anderen Boot gerammt, das nach mehreren fehl geschlagenen Versuchen am gleichen Steeg wie wir anlegen wollte. Unserem Boot ist glücklicherweise nichts passiert, aber der Steeg wurde übel gerammt. Das war wieder mal Hafenkino vom Feinsten gewesen.

Aber irgendwann kehrte Ruhe ein in der Marina und wir genossen noch den sternenklaren Abend und en schönen Mond, bevor wir schlafen gingen.
20150623-2050°45’10.08″N / 1°17’30.00″W

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